Auf ihrem dritten Album verfolgt die Band aus Vancouver durchaus konsequent den Weg weiter, den sie auf dem Vorgängerwerk „Ulysses“ eingeschlagen hatte. Wieder steht eher der Folkpop als die Rockmusik im Vordergrund – allerdings unter der Prämisse, dass der Pop-Gedanke bei jeder sich bietenden Gelegenheit bis ins Extrem ausgelotet wird. So ist beispielsweise der brillante Opener „Marsha“ (in dem sich Scott Stanton – neben David Lang der songwritende Motor der Band – mit dem Verhältnis zu seiner verstorbenen Mutter auseinandersetzt) eine perfekt inszenierte Genre-Blaupause geworden. Stücke wie diese kann man besser nicht inszenieren und spielte Qualität irgendeine Rolle im Musik-Biz, wäre das ein todsicherer Hit.
Die Scheibe lebt aber von den Gegensätzen, die sich aus den unterschiedlichen Ansätzen von Stanton und Lang ergeben. Deutlich wird dies z.B. in dem von Lang geschrieben Titelsong, der als melancholische Ballade beginnt, die von den sorgsam arrangierten Vokalharmonien lebt und am Ende zu einem in einem flotten Rock-Crescendo mit hymnischen Qualitäten entwickelt. So geht das munter die ganze Zeit weiter – und am Ende fühlt man sich unweigerlich auf positive Art an die Lennon/McCartney-Situation erinnert.
„When To Talk And When To Listen“ von Current Swell erscheint auf Nettwerk/Warner Music.