Nachdem sich sein Vater, Steve Earle, veröffentlichungstechnisch wieder den Major-Labels zuwendet, zeichnete sein Sohn, Justin Townes Earle, nun bei dem ehemaligen Label des Vaters. Er klingt auch stimmlich immer mehr wie Herr Papa. Das war es dann aber auch schon mit den Parallelen. Nachdem Earle, jun., nun auch zu einem Familienvater geworden ist, hat er auf seinem neuen Album verständlicherweise andere Prioritäten abzuarbeiten, als früher. Obwohl er nun wirklich auch damals nicht gerade als Blaupause eines „Angry Young Man“ aufgefallen wäre, ist es dann doch verwunderlich, wie zurückhaltend, relaxed und vergleichsweise unauffällig er sich auf dem neuen Werk nun der Auslotung klassischer Country-Tugenden widmet.
Auf dem dritten Album seiner Familien-Trilogy widmet er sich nach „Single Mothers“ und „Absent Fathers“ auf „Kids On The Street“ nun nicht etwa direkt diesen Kids, sondern beleuchtet die Lebensumstände, in denen diese heutzutage aufzuwachsen haben. Vielleicht erklärt das den stoischen, melancholischen Charakter des neuen Materials und den betont linientreuen, unspektakulären, halbakustischen Ansatz, mit dem es in Szene gesetzt wurde. Dass Earle das Werk erstmals NICHT in Nashville produzierte, ist diesem am Ende wirklich nicht anzuhören. Earle trägt hier einfach sein Country-Herz auf dem Ärmel und kann und will offensichtlich auch gar nicht anders.
„Kids In The Street“ von Justin Townes Earle erscheint auf New West/Rough Trade/Pias Cooperative.