Auf ihrem neuen Album widmen sich Lee Ann Womack und ihr Gatte und Produzent Frank Lidell erneut der Erforschung ur-amerikanischer Musiktugenden – vom Blues über Gospel, Country und Folk bis hin zum angedeuteten Südstaaten-Soul. Beide – also Lee Ann Womack und Frank Lidell – zu erwähnen, ist notwendig, da Lidell erstens die Songs maßgeblich mitgestaltete und zweitens für den slick/smoothen Gesamtsound zuständig ist, der dann allerdings fast schon ein wenig zu slick und smooth geraten ist. Letzteres führt dazu, dass die Scheibe keine spezifische Identität entwickelt, sondern sich darin genügt, auf sattsam bekannte Versatzstücken zu vertrauen – und darauf, dass Lee Ann Womacks Fähigkeiten als einfühlsame Vokalistin und Performerin es schon richten werden.
Im Großen und Ganzen geht das Rezept auch auf – besonders dann, wenn sie den Altvorderen, wie z.B. George Jones, dessen „Please Take The Devil Out Of Me“ 1959 an derselben Stelle – dem Gold Star Studio in Houston – eingespielt wurde. Größtenteils überzeugt Lee Ann Womack immer dann, wenn sie der Vergangenheit eine Referenz erweist (etwa mit dem Blues-Klassiker „Long Black Veil“) – insgesamt aber fehlt dann doch jene authentische Schärfe, die zum Beispiel die Scheiben der zuweilen auf demselben Terrain wildernden Lucinda Williams stets brillieren lässt.
„The Lonely, The Lonesome & The Gone“ von Lee Ann Womack erscheint auf ATO/Rough Trade/Pias Cooperative.