Dass es für viele Künstler heute lukrativer (und künstlerisch unverfänglicher) ist, das bisherige Schaffen auszuschlachten, als sich mit neuen Sachen aufs Glatteis zu begeben, ist seit Langem kein Geheimnis mehr. Doch es muss nicht gleich ein Musical sein oder ein „MTV Unplugged“ mit Streichern und vielen prominenten Gästen. Wie das Ganze auch eine Nummer kleiner funktioniert, demonstriert Bernd Begemann auf seinem neuen Album.
Ganz ohne Strom und ohne seine feuerrote Gitarre spinnt er mit zwölf alten Liedern, die (fast) sein komplettes, drei Jahrzehnte umfassendes Oeuvre in all seinen textlichen Facetten abdecken, einen neuen Liederzyklus, bei dem der Titel „Die Stadt & das Mädchen“ gleich auch die Inhaltsangabe ist, wenn er eine junge Frau begleitet, die hoffnungsfroh ihr Kleinstadtleben hinter sich lässt, nur um schnell in der Großstadt zu stranden.
Unterstützt wird er dabei lediglich von Die-Befreiung-Pianist Kai Dorenkamp, der zwischen John Cale’schem Genie, Springsteen-Grandezza und einem Hauch von Klassik die Stücke am Klavier in ganz neue Richtungen schubst: Intim, unmittelbar und aufs Wesentliche reduziert.
„Die Stadt & das Mädchen“ von Bernd Begemann (begleitet von Kai Dorenkamp) erscheint auf Popup/Soulfood.