Platte der Woche KW 14/2018
Was macht eine spanische Mädelsband, die sich mit dem Herz in der Hand und Leidenschaft im Blut eine Nische im hart umkämpften Schrammel-Power-Pop Genre erspielt hat, wenn es an das schwierige zweite Album geht? Nun – vor allen Dingen erkennbar keinen Kopf! Denn Carlotta Cosials, Ana Perrote, Ade Martin und Amber Grimbergen verfahren auf „I Don’t Run“ einfach nach dem Motto: Was nicht kaputt ist, muss auch nicht repariert werden, und bleiben einfach konsequent auf der ein Mal eingeschlagenen Linie – zumindest, was die musikalischen Ansprüche betrifft. Es gibt aber dann doch einen entscheidenden Unterschied zum Debütalbum „Leave Me Alone“, mit dem die Damen 2016 eigentlich weltweit in Indie-Kreisen für Aufmerksamkeit sorgten: „I Don’t Run“ klingt einfach sehr viel besser.
Zusammen mit Gordon Raphael und Shawn Everett als Co-Produzenten und Engineer feilte das Quartett nämlich vor allen Dingen an der technischen Umsetzung und dem Sound des Materials. Während die Songs genauso unbekümmert, lebensfroh und spielfreudig dargeboten werden wie weiland und mit etlichen Hooklines, Riffs und Refrains in bewährter Manier immens unterhaltsam sortiert daher kommen, wurde nämlich der Trash-Faktor, der das erste Album dominierte, auf ein erträgliches Maß zurückgefahren und obwohl die Vocals Carlottas und Anas immer noch einen gewissen Rotzgören-Faktor aufweisen, der Hysterie-Faktor erkennbar gedämpft. Warum auch nicht? Um die Credibility müssen sich die Mädels je keine Sorgen mehr machen und ein brillanter Sound hat ja noch niemandem geschadet. Dazu braucht es dann eigentlich auch keine Low-Fi-Alibi-Hörspiele wie „Ma nuit“…
„I Don’t Run“ von Hinds erscheint auf Lucky Number/Rough Trade.