Keine Frage: Das ist mehr ein Statement als eine übliche CD-Veröffentlichung. Am 29.11.14 fand in Warschau eine bemerkenswerte Kulturveranstaltung statt, bei der drei Künstler, die ursprünglich eher mit der Rock-Musik in Verbindung gebracht werden – Johnny Greenwood von Radiohead, Bryce Dessner von The National und eben Beth Gibbons von Portishead – sich mit Produktionen, die gemeinhin dem Bereich der Klassik zuzurechnen sind reüssierten. Beth Gibbons führte dabei zusammen mit dem polnischen National-Radio-Symphonieorchester (unter der Leitung von Krzysztof Penderecki) die Symphonie No. 3 des polnischen Komponisten Henryk Górecki auf, die dieser 1976 als Auftragskomposition für den Südwestfunk als „Sinfonie der Klagelieder“ komponierte.
Rein von der emotionalen Gemengelage kommt das dem larmoyanten Stil von Beth Gibbons also schon mal entgegen. Als Besonderheit dieser Performance galt noch der Umstand, dass Beth die vokalen Partien der in Form musikalischer Gebete ausgearbeiteten, stark religiös motivierten Transkriptionen historischer Texte auf polnisch vortrug, obwohl sie dieser Sprache nicht mächtig ist. Musikalisch macht da alles durchaus Sinn. Zum einen, weil Beth Gibbons eine Idealbesetzung für die Vokalpartien darstellte und auch weil die weil die Symphonie No. 3 in den 90ern aufgrund ihres dramatischen Aufbaus und die überraschend melodische Qualität der sich wellenartig auf- und abbäumenden drei Sätze als Soundtrack-Untermalung eingesetzt wurde, in den Pop-Charts landete und als Inspirationsquelle für den Track „Górecki“ von Lamb diente – und sich somit einer gewissen Bekanntheit erfreut.
„Henryk Górecki Symphony No. 3“ von Beth Gibbons & The Polish National Radio Symphony Orchestra erscheint auf Domino Records/GoodToGo.
