Es gibt so einige bemerkenswerte Dinge, die das neue Album des britischen Songwriter-Veteranen Ben Watt auszeichnen – und alle haben irgendwie damit zu tun, dass er sich nicht entsprechend seines Alters und der diesbezüglichen Erwartungshaltungen verhält. Denn obwohl „Storm Damage“ erst das vierte Solo-Album des Meisters ist, ist der Mann schon seit den 80er Jahren (nicht zuletzt mit seiner Gattin Tracey Thorn als Everything But The Girl) gut im Geschäft. „Storm Damage“ ist nun der dritte Teil einer Trilogie, die Watt 2014 mit seinem Solo-Comeback-Album „Hendra“ begann und 2016 mit „Fever Dream“ fortsetzte. Anders noch als „Fever Dream“ ist „Storm Damage“ kein Retro-Westcoast-Album geworden, sondern so etwas wie eine moderne Protest-Scheibe, auf der Watt seine Songs in einer Art Jam-Session mit sich selbst (und Alan Sparhawk von Low an der Gitarre) ziemlich locker zusammenschraubte und dabei (s.o.) durchaus auch nicht davor zurückschreckt, moderne, zeitgemäße Elektronik zu verwenden. Hinzu kommt, dass der heute 56 Lenze zählende Watt sich hier mit einer Inbrunst und Intensität ins Zeug legt, die man eher von jugendlichen Anarchisten erwartet hätte und mit der er glaubhaft vermittelt, dass seine neuen Songs absolut notwendig und zwingend erscheinen. Das kommt zwar unerwartet, ist aber nicht unlogisch, da Watt die Songs zuweilen aus der Perspektive jüngerer Menschen präsentiert – was vielleicht ja auch mal der politischen Riege zu empfehlen wäre.
„Storm Damage“ von Ben Watt erscheint auf Caroline/Universal.