Besonders zuckrig ist das dritte Album von Alicia „Bully“ Bognanno nun nicht gerade geworden. Obwohl sich Alice durchaus auch als Produzentin bewiesen hat, ließ sie sich den Großteil des neuen Albums nämlich von Indie-Meister John Congleton in jenem Studio auf den Leib produzieren, in dem Nirvana dereinst „In Utero“ einspielten. Alice selbst konnte sich so auf ihr Songmaterial und die Performance konzentrieren. Das Ergebnis ist nun eine gehörige musikalische Östrogen-Dusche mit Grunge-, Power-Pop-, Garage-Rock- und Punk-Elementen galore. Das gilt allerdings hauptsächlich für die musikalische Attitüde, denn atmosphärisch und inhaltlich ist das Ganze weniger desolat als das zuweilen deprimierende Vorgänger-Album, denn Alice ist hier nicht mehr nur einfach wütend und verzweifelt, sondern hat ihre Unsicherheiten abgeschüttelt, nachdem sie eine erfolgreiche Behandlungsstrategie für ihre Bipolare Störung gefunden hatte. Nachdem sie durch die Auftragsarbeit als Songwriterin für den Soundtrack des Films „Her Smell“ zusätzlich motiviert wurde, kann sie sich nun auch mal an den positiven Aspekten vielleicht negativer Erlebnisse erfreuen und hofft, dass diese „unbekümmerte scheiß-drauf“-Attitüde sich auch für den Hörer bemerkbar macht.
„Sugaregg“ von Bully erscheint auf Sub Pop/Cargo.