Zwar lebt die in Florenz geborene, italienische Songwriterin, Dichterin und Schriftstellerin Giulia Millante seit 2012 in Austin, Texas – hat sich aber offensichtlich bis heute (zu ihrem immerhin siebten Album) ihren Immigranten-Blick auf die amerikanischen Musiktraditionen bewahrt. Denn obwohl sie nun in der Wiege des Roots-Rock lebt, heutzutage mit einer Riege ausgebuffter US-Cracks (unter der produktionstechnischen Regie ihres langjährigen Kollaborateurs Gabriel Rhodes) zusammenarbeitet und regelmäßig Gäste wie Charlie Sexton, Howe Gelb oder Marc Ribot auf ihren LP-Produktionen begrüßt, wäre es unfair, Giulias Songs als klassische Americana zu bezeichnen. Das liegt zum einen daran, dass typische Country-, Folk-, und auch Wüstenrock-Sounds nur in hömopathischen Konzentrationen in ihren ansonsten eher auf klassischen Rock-Traditionen beruhenden, dafür aber mit Cello-Partien akzentuierten Arrangements zu finden sind und zum anderen liegt es daran, dass die – auf dieser LP von Träumen inspirierten, phantasievollen und sympathisch spinnerten, metaphernreichen Storytelling-Songs – sich harmonisch und melodisch niemals an typischen US-Traditionen entlang hangeln. Stattdessen sucht sich Giulia – stilistisch ungebunden und mit poppiger Offenheit – eigene Wege im Songwriter-Dschungel. Und das – wie sie sagt – ohne etwas besser wissen zu wollen, aber dem Bedürfnis sich mitzuteilen.
„Tomorrow Is A Bird“ von Giulia Millanta erscheint auf Ugly Cat.