Der Kanadier Jerry Leger ist ein bekennender Fan der klassischen Songwriter-Tugenden – und sowohl in Sachen Solo-Folk mit Woody Guthrie- und Bon Dylan-Flair wie auch in Sachen bandorientierter Roots-Rock nach Springsteen- und Mellencamp-Manier unterwegs. Nach dem Motto „repariere nicht, was nicht kaputt ist“ widmet er sich auf seinem neuen Werk „Nothing Pressing“ paritätisch mit Gusto beiden Stilrichtungen – ohne sich dabei als Innovator zu produzieren. Die Folk-Songs sind Solo-Aufnahmen, die Leger alleine im Lockdown einspielte – nur gelegentlich unterstützt von Freund und Mentor Michael Timmins von den Cowboy Junkies (auf deren Label Leger seit 2014 seine Scheiben veröffentlicht) und die Rock-Songs spielte er mit seiner Band The Situation im knackigen Trio Format ein (was den Tracks eine griffige, erdige Grundnote verleiht). Zwar hatte Leger die Lockdown-Phase auch dazu genutzt, seinen ersten Gedichtband „Just The Nightbirds“ zu veröffentlichen – der Titel des Albums „Nothing Pressing“ ist dann aber mit ironischer Note darauf bezogen, dass Leger „nichts dringliches“ mitzuteilen habe – sondern eher das offensichtliche thematisiert: Einsamkeit, Isolation, Geduld, Zähigkeit und ein wenig Blues. Ohne dabei jetzt irgendwelche neuen Facetten offenzulegen, leistet Leger mit diesem Album somit solide Grundlagenforschung in Sachen klassischen Songwritings.
„Nothing Pressing“ von Jerry Leger erscheint auf Latent/Bertus.