Auch wenn von der Gründungsmannschaft der Tindersticks neben Frontmann Stuart A. Staples heutzutage nur noch David Boulter und Neil Fraser dabei sind, ist die nun vorliegende, chronologische Werkschau das Zeugnis einer Band, die sich einerseits zwar ständig weiterentwickelt hat, sich in der Grundaussage und -Stimmung jedoch auch immer treu blieb. Das Erfolgsgeheimnis der Band aus Nottingham ist dabei die Ehrfurcht vor der Musik. Stuart erklärte das ein Mal so: Wenn die Band im Studio erfolgreich einen neuen Song zu Ende gebracht hat, sind zuerst immer alle dergestalt ergriffen, dass alle schweigen. Bis dann jemand einen Witz über Fußball macht und dann alle wieder in die Realität zurückfinden. Das klingt absolut glaubwürdig, da genau dieses Gefühl auch den geneigten Hörer überfällt, so er sich denn der Muße hingibt und den Tindersticks richtig zuhört. (Denn als musikalische Tapete ist die Musik des Ensembles trotz aller Gefälligkeiten nicht zu gebrauchen.)
Die vorliegenden 20 Tracks dokumentieren die ganze Spannbreite der Tinderstick-schen Historie: Von den ersten drei Doppel-LPs, den Duetten (mit Carla Torgerson und Lhasa de Sala) und der Hinwendung zu souligen Tönen, über den zeitweisen Band-Hiatus und die Rückkehr mit neuer Mannschaft bis hin zur „Rock-Phase“ mit dem 2012er Album „The Something Rain“ und die Neueinspielung verlorener Schätze „Across Six Leap Years“ bis hin zu den Installationsarbeiten wie „Ypres“ und natürlich den zahlreichen Soundtrackarbeiten für die Regisseurin Claire Denis – inklusive des bislang unveröffentlichten Tracks „Both Sides Of The Blade“. Letzterer ist dann auch der einzige neue Titel dieser Kompilation – was dann bedeutet, dass dieser Karriere-Rückblick für Fans nicht zwingend notwendig erscheint. Als Einstiegsdroge in die nachtschattige Welt der Tindersticks ist das Album aber definitiv zu empfehlen.
„Past Imperfect – The Best Of The Tindersticks ’92-’21“ von Tindersticks erscheint auf City Slang/Rough Trade.
