Dry Cleaning verschwenden keine Zeit: Gerade einmal 18 Monate, nachdem sie mit ihrem bemerkenswerten Debütalbum „New Long Leg“ zu echten Senkrechtstartern avanciert sind, hat das Londoner Quartett schon wieder so viel zu sagen, dass dabei eine weitere tolle LP herausgesprungen ist, die wie schon der Vorgänger in den sagenumwobenen Waliser Rockfield Studios mit Meister-Produzent John Parish aufgenommen wurde.
Der kurze Anlauf für das zweite Album erklärt dann praktisch schon von selbst, warum „Stumpwork“ keine radikale Abkehr von den herrlich eigensinnigen Ideen des Erstlings ist. Die lakonische Beiläufigkeit, mit der Florence Shaw in ihren Texten oft abstrakt und doch poetisch über Gott und die Welt fabuliert, ist auch in den neuen Songs allgegenwärtig. Allerdings sind die auch dieses Mal nicht etwa gesungenen, sondern im bewusst ausdruckslosen Spoken-Word-Modus dargebotenen weitreichenden Gedanken zu Themen wie Familie, Geld, Politik, Selbstironie und Sinnlichkeit ein Stück weit raffinierter, melodiöser und fokussierter geworden.
Nick Buxton (Schlagzeug), Tom Dowse (Gitarre) und Lewis Maynard (Bass) sorgen derweil auch dieses Mal für einen äußerst treffenden, oft bewusst unterkühlten musikalischen Backdrop. Die konventionellen Rockband-Ideen, die auf den frühen EPs der Band noch ein wichtiger Motor gewesen waren, tauschen die Musiker nun gegen ruhigere, aber farbenfrohere Klänge ein.
Anders gesagt: Während man in der Vergangenheit bisweilen das Gefühl haben konnte, dass Dry Cleaning die die seltsameren Seiten ihres Sounds maskieren wollen, stellen sie ihre Weirdness nun selbstbewusst ins Zentrum – und das steht ihnen sehr gut zu Gesicht.
„Stumpwork“ von Dry Cleaning erscheint auf 4AD/Beggars Group/Indigo.




