Die Zeitmaschine, die die finnische Songwriterin Alma da auf ihrem neuen Album besingt, ist wohl eine, mit der sie selbst auf ihr noch gar nicht mal so langes Leben zurückblickt, denn in den charmant offenherzigen Selbstfindungs- und Empowerment-Songs singt Alma über die Pitfalls des Erwachsen-Werdens, analysiert ihre familiären und amourösen Verbindungsgeflechte, berichtet von falschen Entscheidungen und den Konsequenzen, die diese haben – aber auch über den Lauf der Zeiten und wie es ist, sich mit den Umständen des Erwachsenenlebens in Zeiten wie den unseren arrangieren zu müssen – und dabei seine Identität bewahren zu können. Das Ungewöhnliche dabei ist dann allerdings der Umstand, dass sie diese Inhalte nicht in konfessionellen Folksongs verpackt, sondern in hemmungslos ausgelebten Pop-Songs mit klassischem Old-School-Flair, Disco-, New Wave- und Dreampop-Referenzen.
Sagen wir mal so: Sie wäre ja auch schön blöde, wenn sie das anders handhaben würde, denn wenn sich Elton John und Miley Cyrus als bekennende Alma-Fans outen, und sich ihre Kolleginnen MØ, Charlie XCX, Tove Styrke und Tove Lo bereit erklärten, mit ihr zusammenzuarbeiten, dann ist davon auszugehen, dass sie mit dem Bekenntnis zum Pop genau die richtige Entscheidung getroffen hat. Während Alma bei ihrem Debüt-Album „Have U Seen Her?“ noch mit wechselnden Produktionsteams und an verschiedenen Orten agierte, so bleibt sie mit „Time Machine“ mehr bei sich, agierte mit einem Kern-Team und konzentrierte sich darauf, ihr lyrisches und musikalisches Profil zu schärfen und dabei musikalisch die Klangpalette vom E-Pop mehr in eine organische Richtung auszudehnen. Dabei zollt sie dann auch ihren Vorbildern – wie z.B. ABBA – Tribut. Und zwar mit einigem Erfolg: Unter den 13 neuen Tracks finden sich jede Menge potentieller Hits, die aufgrund ihres teils jubilierenden Grundtenors auch ein schönes Gegengewicht zum momentan grassierenden, krisenbedingten Depri-Blues offerieren.
„Time Machine“ von Alma erscheint auf Sony Music.