Country-Rock ist ja nun wirklich kein Genre, das als besonders hip oder inspirativ gilt. Dennoch stellt das nun vorliegende Debüt-Album des neuen Band-Projektes des gewesenen Bean Pickers Union-Frontmannes Chuck Melchin einen mutigen Schritt in eine neue Richtung dar. Denn die Bean Pickers Union war eine lose Sammlung gleichgesinnter Musiker, die sich darin genügten, sich mit den Mitteln der appalachischen Hausmusik als Folk-, Country- und Bluegrass-Truppe zu beschäftigen. The Bluest Sky aber ist aus ganz anderem Holz geschnitzt. Hier lud Melchin nämlich eine ziemlich große Gruppe von Musikern ein, seinen dezidiert positivistisch angelegten Songs – in klassischer Pandemie-Manier – jeweils ihre Parts (und Visionen) im heimischen Studio hinzuzufügen, die dann von Dave Westner im Sidehill Studio in Plymouth, Massachusetts, zu einem erstaunlich runden Bandsound zusammengeführt wurden. Jeder, der so etwas schon ein Mal versucht hat, dürfte anerkennend feststellen, dass Westner das ausgezeichnet gelungen ist, denn die Scheibe klingt nun wirklich, als sei hier eine druckvolle Live-Band zugange gewesen. Melchin will stilistisch das Rad keineswegs neu erfinden – er wollte nur weg vom Müsli-Ansatz der Bean Pickers Union. Stattdessen orientierte er sich am Country-lastigen Power-Pop-Sound der 90er Jahre und wandelt auf den Spuren von Bands wie den Jayhawks oder gar Tom Petty & Co. Erstaunlich ist dennoch, wie gut ihm das gelingt, denn während Melchin dem Genre nun wirklich nichts Neues hinzufügt, vermeidet er auf der anderen Seite aber auch sämtliche Klischees und Fallen und beschränkt sich einfach darauf, eingängige, unterhaltsame, gute Songs zu schreiben, die niemals mehr sein wollen als ebendas.
„The Bluest Sky“ von The Bluest Sky ist eine Eigenveröffentlichung.