Als „esoterisch und experimentell“ bezeichnet der Guardian das dritte Album der französischen Avantgarde- und Artpopperin Sarasara – und das ist dann erst der Anfang. Denn was die Französin in ihrem Elixir soundmäßig verquickt, ist eigentlich nur ein musikalisches Alibi für ihre durch philosophische Diskussionen, feministische Vorkämpferinnen wie Édith Thomas und dem Schriftsteller Pierre-Joseph Proudhon (ein französische Sozialist, der als der erste dokumentierte Anarchist der Geschichte gilt) inspirierte Anklagen gegen die allgegenwärtigen Formen der Mikrogewalt gegen Frauen, die moderne Zivilisation und den ausgehenden Kapitalismus. In Sarasaras Weltsicht ist dieses Album dann ein musikalischer Begleiter für den Untergang der Zivilisation so, wie wir sie kennen.
So richtig fassen lässt sich dieses Werk weder inhaltlich noch musikalisch. Als bekennende Technologie-Feindin bedient sich Sarasara gerade für dieses Projekt dann ausgerechnet technokratisch anmutender Elemente wie Industrial-Elektronics, atypisch verdrehtem R’n’B, Postpunk-Drive, Anarcho-Punk oder Trip-Hop Elementen (das Material entstand zusammen mit Sarasaras musikalischem Partner Liam Howe teilweise in Bristol) – Widersprüche ausdrücklich inbegriffen. Das ist alles nicht unhörbar – aber auch nicht geeignet als Party-Soundtrack (da sind Sarasaras atonale Anwandlungen und ihre eigenwillige Art mit Harmonien und Strukturen zu hantieren vor). Tatsächlich präsentiert sich Sarasara mit diesem Werk vielleicht am ehesten als moderne Suffragette mit anarchistischer Tendenz, für die die Musik nur ein Transportmedium ist, ihre Botschaften auf emotionale Weisie an die Frau herantragen zu können.
„Elixir“ von Sarasara erscheint auf One Little Independent/Bertus.