Vor dem Siegeszug des Internets war der Begriff „Weltmusik“ stets mit dem Ruch der kolonialistischen Bemächtigung besetzt – insbesondere dann, wenn er sich vom Norden und Westen in den Süden oder in den Osten erstreckte. Den Vorwurf der kulturellen Ausbeutung brauchen sich Tim Lucas, Tobias Nitzbon, Justus Murphy und ihre singende Frontfrau Sophie Filip aber nun wirklich auszusetzen – schon alleine weil die Hamburger Musiker gemeinsam oder einzeln eine durch intensive Reisetätigkeiten gewonnene Legitimation in Sachen musikalischen Querdenkens und -Verbindens vorzuweisen haben. Und so reichert das Quartett seinen spielfreudig ausgelegten Indie-Pop – insbesondere was die rhythmischen Aspekte betrifft – auf recht elegante Art mit Reggae-, Cumbia-, Latin-, Afrobeat-, Soul-, Trip-Hop- oder Tropicalia-Vibes an und sprenkelt die Lyrics mit internationalen Begrifflichkeiten. Die Basis ist jedoch in jedem Fall eine organische, zeitgemäße, hochmelodische, auch clubtaugliche Indie-Pop-Variante mit Dreampop-Flair. Inhaltlich schließlich orientiert sich Sophie Filip an den heute üblichen Themen wie Selbstfindung, Sozialkritik und Empowerment – und nicht (wie angesichts solcher Art von Musik anzunehmen gewesen wäre) an Hedonismus- oder Lovey-Doves-Glückseligkeiten.
„Indigo Sky“ von Guacáyo ist eine Eigenveröffentlichung.