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Elektrisierendes Finale
Besser spät als nie: Seit Jahren schon begeistern Porridge Radio immer wieder mit Platten, die althergebrachte Indie-Rock-Tugenden fantasievoll in neue Richtungen bugsieren – und auch bei ihrem Gastspiel in Köln dauert es nicht lange, bis das Quartett aus England uns und alle anderen im Saal gefangengenommen hat.
Eines ist im an diesem Abend brechendvollen Gebäude 9 schnell klar: Dies ist alles, nur kein gewöhnliches Indie-Rock-Konzert. Bei ihrem letzten Auftritt vor Weihnachten unterstreichen Porridge Radio wenige Wochen nach der Veröffentlichung ihres fabelhaften vierten Albums, „Clouds In The Sky They Will Always Be There For Me“, eindrucksvoll, dass sie derzeit das Maß aller Dinge sind, wenn es darum geht, das gesamte Gefühlsspektrum in Songs einzufangen, die zunächst trügerisch simpel anmuten, um sich am Ende zu mitreißenden Noise-Wogen hochzuschaukeln. Die Komplexität, die in diesen Liedern steckt, meistert das perfekt eingespielte Brightoner Quartett trotz einer kurzfristig eingesprungenen, vom Blatt spielenden (!) Ersatz-Keyboarderin den ganzen Abend über mit bemerkenswerter Lässigkeit.
Rastlos und eindringlich jagen Mastermind Dana Margolin und die Ihren durch ihr 75-minütiges Set, und im Handumdrehen ergreift die elektrisierende Atmosphäre auf der Bühne auch das Publikum. Von feingliedriger Fragilität zu brachialem Crunch, von Bright Eyes’scher Emotionalität zur kathartischen Wucht von PJ Harvey ist es für die Band mit den nicht selten betont düsteren Texten im n Gebäude 9 oft nur ein Katzensprung.
Der aufbrausende Sound findet auch optisch seine Entsprechung, denn immer wieder treffen sich Margolin, die sich eher schlecht ausgeleuchtet am Bühnenrand fast ein bisschen versteckt, und Bassist Dan Hutchins in der Bühnenmitte zum „Duell“, und ganz am Ende springt die Sängerin und Gitarristin sogar ins Publikum, um die letzte Nummer umringt von ihren Fans zu Ende zu spielen.
Schade nur, dass die Band wenige Tage nach diesem unglaublich intensiven Auftritt in Köln ihre bevorstehende Auflösung verkündet hat. Aber Aufhören soll man ja bekanntlich, wenn‘s am schönsten ist.