Takiaya Reed und ihre Vision von einer besseren Welt: Auf dem fünften Album ihrer nach dem Weggang von Drummerin Sylvie Nehill inzwischen zum Soloprojekt geschrumpften Band Divide And Dissolve steckt sich die in Melbourne, Australien, heimische Gitarristin und Saxofonistin neue Ziele, um ihr Sendungsbewusstsein in wuchtige, wortlose Tracks zu übersetzen und ihrer Wut über White Supremacy, Verbrechen gegen indigene Völker und all die anderen Dinge, die in der Welt falsch laufen, Luft zu machen. Um Terror, Angst, Schmerz oder Isolation klanglich spürbar werden zu lassen, findet die Musikerin – selbst schwarz und Cherokee – die Versatzstücke ihres ebenso kompromisslosen wie komplexen Sounds in Doom Metal, in Drones und in der Neoklassik.
Die Idee zum Albumtitel kam Reed im Traum, und tatsächlich klingt nun auch das Album ein wenig wie der Soundtrack zu einer Traumsequenz, wenn es sich in Wellen über seine Hörerinnen und Hörer ergießt, sich in große Höhen hinaufschraubt und von hohen Klippen hinabstürzt und Reed dabei viel Gelegenheit gibt, über die Stränge zu schlagen. Beim gerade einmal 90-sekündigen „Grief“ setzt sie sogar erstmals ihre Gesangsstimme ein, wenngleich die Message unter tonnenweise Echoeffekten begraben ist. Eigenspielt mit Scarlett Shreds und Seth Cher am Schlagzeug, braucht Reed hier aber tatsächlich nur die instrumentale Ebene, um in ihren Songs mal mit erdrückender Schwere zu glänzen, mal aber auch keine Scheu vor Verletzlichkeit zu zeigen und so das gesamte Gefühlsspektrum von „beängstigend“ bis „beruhigend“ abzudecken.
„Insatiable“ von Divide And Dissolve erscheint auf Bella Union/Rough Trade.