Platte der Woche KW 17/2025
Wenn es nach dem Titel des neuen Albums „Mortal Primetime“ geht, dann befindet sich das New Yorker Trio Sunflower Bean mit dem neuen Album nun am Höhepunkt des gemeinsamen Schaffens. Nachdem die Pandemie und das in dieser Zeit entstandene Album „Headful Sugar“ das Projekt aufgrund einer Reihe persönlicher Querelen, Trennungen, Umzüge und Schicksalsschläge fast zerrissen hätte, fanden Frontfrau Julia Cummings, Gitarrist Nick Kivlen und Drummerin Olive Faber dann doch wieder zueinander – einfach deswegen, weil ihnen klar geworden war, dass sie zusammen am besten funktionieren. Sunflower Bean spielten die neuen Songs über die Themen Freundschaft, Ausdauer, Rache und Wiedergeburt dann nicht nur zusammen ein, sondern produzierten diese erstmals auch selber.
Dazu fand sich das Trio nach Los Angeles ein, wohin Kivlen zuvor gezogen war – und nutzte die Reunion dann auch in musikalischer Hinsicht, um sich nochmals breiter aufzustellen. Während die ursprünglichen Shoegaze- und Psychedelia-Roots heutzutage kaum noch eine Rolle spielen, haben Sunflower Bean ihre Augenmerk dieses Mal auf einen attraktiven Mix aus Grunge-Rock, Power-Pop, Glamrock und klassischen Hardrock-Gitarren-Sound mit 70s-Flair (inklusive angedeuteter Schweinerock-Soli Kivlens) gelegt. Dabei bleibt es freilich nicht, denn die Wahl des Aufnahmeortes hinterließ deutliche Spuren in Sachen Westcoast-Sounds. Dass neben unzähligen britischen Acts auch The Byrds, die Beach Boys oder Fleetwood Mac seit jeher zu den Inspirationen im Sunflower-Bean-Universum gehörten, wird dieses Mal in Tracks wie „Nothing Romantic“ oder „Take Our Your Insides“ so richtig deutlich (insbesondere die Gesangsharmonien betreffend). Nicht ganz unschuldig an diesem Eindruck ist der verstärkte Einsatz organischer Keyboards – darunter ein echtes Mellotron -, was den Songs einen zeitlosen Charme verleiht.
Julia Cummings sagt, dass sie dieses Album zuweilen als einen Mix aus Belle & Sebastian und Alice In Chains sähe – aber das hilft nicht wirklich weiter, denn für Namedropping gleich welcher Art sind Sunflower Bean heutzutage nun wirklich zu eigenständig, gerade auch, weil sie sich keinem bestimmten Genre zugehörig fühlen. Versuchen wir es mal so: „Mortal Primetime“ ist in songwriterischer und stilistischer Hinsicht so breit aufgestellt, dass nun wirklich jeder ernsthafte Musikfreund etwas finden sollte, was seinen persönlichen Vorlieben entspricht.
„Mortal Primetime“ von Sunflower Bean erscheint auf Lucky Number/Rough Trade.