Spätestens mit dem Zugang der Bassistin/Multiinstrumentalistin Lily Mastrodimos ist das Projekt Adult Mom von der ursprünglichen Konstellation „Frontperson Stevie Knipe & Begleitmusikerinnen“ zu einer echten Band geworden, die sich nun – vier Jahre nach dem letzten Album “Driver” – aller Möglichkeiten bedient, diese Tatsache auch in musikalischer Hinsicht zu verdeutlichen. Ging es bislang nämlich um erdigen Indie-Pop, mit dem Stevie Knipe vor allen Dingen ihre politischen Positionen auf möglichst authentisch/raue Art zum Ausdruck bringen wollte, so kommt das neue Album deutlich gelassener, stilistisch breiter aufgefächert, opulenter und vom musikalischen Ansatz her versöhnlicher daher.
Die neue Attitüde erklärt sich laut Stevie Knipe daraus, dass es hier zum einen um die Verarbeitung persönlicher Krisen (wie z.B. eine überstandene Krebserkrankung in dem Song “Benadryl” geht) und zum anderen daran, dass sie ihre über einen langen Zeitraum angestaute Wut heutzutage nicht mehr ungefiltert rauslässt – sondern eben gefiltert. Ein gutes Beispiel dafür ist der Selbstfindungs- bzw. Selbstverleugnungs-Song “Crystal”, der als versöhnliche Folkpop-Nummer gilt, zur Hälfte dann aber als Befreiungsschlag in eine dröhnende Wall Of Sound ausbricht..
Sowohl kompositorisch, wie auch performerisch als auch was die Arrangements betrifft haben sich Adult Mom zum Teil ganz neu aufgestellt. Es gibt hier deutlich weniger Rock-Elemente als auf dem letzten Werk – dafür dann aber solche, die eher von der klassischen Ästhetik der 70er beeinflusst sind, als den krachigen 90er. Case in Point wäre da zum Beispiel das Schweinerock-Solo Allegra Kriegers in der abschließenden College-Hymne “Headline”.
Es sind dann aber die stilistische Offenheit zwischen Folk-, Indie-, Jangle-, Schrammel- und Drama-Pop, die teils regelrecht operettenhaft ausgelebte Opulenz der Arrangements, die clever komponierten Songs mit von Gästen beigesteuerten Streicher-, Bläser-, und Klavier-Beiträgen, und die von Lily Mastrodimos gespielten Orgel, Bouzouki, Banjo und Mandoline-Einlagen bereichern, die letztlich den Charme dieser Scheibe ausmachen. Stevie Knipe sagt zwar, dass diese Scheibe für sie düsterer sei, als die letzte – wohl auch weil eben für sie schwierige Themen angesprochen werden – aber auf den Hörer erweckt “Natural Causes” aufgrund der umtriebigen musikalischen Umsetzung dann eher sogar einen tröstlichen, versöhnlichen Eindruck.
„Natural Causes“ von Adult Mom erscheint auf Epitaph.