Das sage und schreibe 28. Studioalbum der Sparks steht in den Startlöchern – und immer noch lassen die Mael-Brüder kein Zeichen von Müdigkeit erkennen. Ganz im Gegenteil: Der plakative, selbsterklärende Titel „MAD!“ (mit Ausrufezeichen) ist nicht nur ein Ausdruck ungebremster musikalischer Lebensfreude, sondern zugleich ein Verweis darauf, dass sich die Jungs auf dem Album die verrückten Trends, Moden und Hysterien der Jetztzeit auseinandersetzen. Das tun sie auf gewohnt farbenfrohe, musikalische Art und Weise. In den letzten Jahren haben sich die Sparks musikalisch ziemlich auf eine elektronische Arbeitsweise eingeschossen, die sie auch auf dem neuen Album propagieren, finden aber auf dem neuen Werk auch immer wieder Gründe, auf ihre Hobbies (theatralische Operetten-Vignetten) und Roots (etwa als Glam- oder Prog-Rocker) einzugehen und außerdem nicht alleine das genresprengende Experiment (wie auf dem letzten Werk „The Girl Is Crying In My Latte“), sondern auch den Song als solchen wieder in den Vordergrund zu stellen. Case in point wäre etwa der Track „Drowned In A Sea Of Tears“, der in Form eines hypnotischen Noir-Pop-Dramas daherkommt.
Oft genug findet man die verschiedenen Zielrichtungen versöhnlich nebeneinander: Der Opener „Do Things My Own Way“ ist eher experimentell ausgerichtet, „My Devotion“ in einem versöhnlichen E-Pop-Setting angelegt, „A Little Bit Of Light Banter“ kommt mit Glam- und New Wave-Flair daher und bei der abschließenden Schunkel-Power-Gospel-Ballade „Lord Have Mercy On Me“ könnte man den Eindruck gewinnen, dass Ron Mael als Komponist und Arrangeur von vornherein einen konventionellen Drama-Pop-Hit im Sinn gehabt haben könnte – wobei Russell Mael übrigens immer noch klingt, als sei er seit 1974 nicht wesentlich gealtert. Kurzum, „MAD!“ ist trotz des Titels weniger verrückt und weit zugänglicher geraten, als die Sparks-Projekte der letzten Jahre – auch wenn diese gegebenenfalls künstlerisch ambitionierter konzipiert wurden.
„MAD!“ von Sparks erscheint auf Transgressive/Bertus.