Ganze vier Jahre ist es her, dass Dota Kehr mit ihrem Bandprojekt DOTA mit „Wir rufen Dich Galaktika“ ihr letztes Album mit eigenen deutschen Texten vorlegte. Natürlich hat sich eine der umtriebigsten Künstlerinnen unserer Tage in der Zwischenzeit aber nicht auf die faule Haut gelegt, sondern – multifunktional mit ihrer Rolle als Mutter – ihre künstlerische Laufbahn mit den Projekten „In der Fernsten der Fernen – Mascha Kaléko 2“ (einer von vielen Freunden unterstützten, zweiten künstlerischen Auseinandersetzung mit den Werken der Poetin Mascha Kaléko), „De repenta fortaleza“ (eine Kollaboration mit dem brasilianischen Songwriter Danilo Guilherme als Dan & Dota) und dem Live-Album „Dota und das Filmorchester Babelsberg“ (mit dem sie sich einen lang gehegten Traum erfüllte) fortgesetzt.
Es griffe nun zu kurz zu behaupten, dass die neue Scheibe „Springbrunnen“ eine direkte Folge der vorgenannten Projekte darstelle – dafür ist Dota als Songwriterin einfach zu eigen – aber auf dem neuen Album versammeln sich in musikalischer Hinsicht viele Elemente dessen, was in der Summe dann die vorgenannten Eigenarten auszeichnet.
Als da wären: Ganz dezente Reminiszenzen an Dotas „brasilianische Phase“ („Der Frühling“), durchaus charmante New Wave-Vibes („Wenn dir das reicht“), Westcoast-Pop („Das wogende Meer“), chansonesque Andeutungen („Ich und Er“), Sprechgesang („Im Springbrunnen mit nackten Milliardären“), dezenter Indie-Rock („Ein gutes Buch“), Kirmes-Flair („Kettenkarussell“), Dota-Blues („Alles glänzt – Die Hoffnung“) und dann sind da noch brillante, stilistische Eigenschöpfungen wie z.B. der Mix aus angelischen und Barbershop-Chören, Tropicalia und Wave-Pop in „Die andere Seite“ oder etwa die Kombination von Brassband-Sounds und einem funky-Rhythmus in „Alle sind zurück in der Stadt“. Lediglich die früher oft gerne verwendeten Reggae-Referenzen und Müsli-Folk-Roots sind heutzutage bestenfalls nur noch zu erahnen.
Auf der inhaltlichen Seite beschäftigt sich Dota mit naheliegenden Themen wie zum Beispiel der Diskrepanz zwischen dem sich immer schneller drehenden „Kettenkarussell“ des Lebens und den Notwendigkeiten einer Künstlerin, die lieber „Ein gutes Buch“ lesen möchte, als sich mit den flüchtigen Attraktionen der digitalen Medien auseinandersetzen zu müssen – nur um den Anschluss an den Zeitgeist nicht etwa zu verlieren.
Wie üblich ist es dann der subtiler Ideenreichtum von Dotas wortreicher Alltagspoesie und ihr Gespür dafür, ihren augenzwinkernden Humors in Songs wie „Im Springbrunnen mit nackten Milliardären“ stets unterhalb der Comedy-Ebene anzusiedeln, die auch dieses Album wieder in besonderer Weise auszeichnet. Da all das aber stets mit einer gleichberechtigten Gewichtung der lyrischen Ambitionen der Auteurin Dota Kehr und den musikalischen der Band DOTA einhergeht, bildet auch dieses Album wieder eine schlüssige Einheit aus Wort und Klang – und reiht sich somit nahtlos ein in das bisherige DOTA-Oeuvre.
„Springbrunnen“ von Dota erscheint auf Kleingeldprinzessin Records.