Um es gleich vorwegzunehmen: Mit „Adult Romantix“ ist Samira Winter ein großer Wurf gelungen. Für Eingeweihte dürfte das keine große Überraschung sein, schließlich hat die aus Brasilien stammende, seit vielen Jahren in den USA heimische Musikerin in der Vergangenheit bereits mit einem halben Dutzend Alben und EPs aufhorchen lassen.
2012 hatte Winter ihr Projekt in Boston aus der Taufe gehoben, bevor sie lange Jahre in Los Angeles gelebt und gearbeitet hat. Inzwischen hat sie in New York ein neues Zuhause gefunden und lässt nun auf „Adult Romantix“ ihre Zeit an der Westküste mit einem Hauch von Nostalgie und Wehmut Revue passieren.
Wie schon auf ihren früheren Veröffentlichungen legt es Winter gar nicht darauf an, das Rad neu zu erfinden. Vielmehr bugsiert sie mit viel Liebe fürs Detail und großem Verständnis für den klassischen Sound im Spannungsfeld von Dream-Pop, Indierock und Shoegaze alte Tugenden behutsam, aber doch konsequent in die Gegenwart und findet praktisch im Vorbeigehen auch noch neue Facetten.
Das gelingt ihr nicht zuletzt dadurch, dass ihre neuen Songs mehr zu den Extremen neigen. Die traurigen, Melancholie-getränkten Songs kommen nun noch langsamer und düsterer daher, während die poppigen Banger eingängiger kaum sein könnten. So darf man sich beim Hören von „Adult Romantix“ einbilden, dass Winter hier nicht nur alten Trends hinterherläuft, sondern neue Standards setzt.
Zwischen Songs wie „Just Like A Flower“, das in seliger My-Bloody-Valentine-Magie badet, „The Beach“, das mit Trip-Hop-Vibes kokettiert, oder „Misery“, das nicht mit unverhohlenem Pop-Appeal geizt, scheinen die Übergänge praktisch fließend zu sein. Tatsächlich besteht der besondere Reiz des Albums darin, dass die Platte abwechslungsreich und bruchlos zugleich ist.
Anders gesagt: Wenn Winter gerade hierzulande bisher eher so etwas wie ein geheimer Handschlag unter Indierock-Fans war, dürfte sich das nach dieser hervorragenden Platte ganz, ganz schnell ändern.
„Adult Romantix“ von Winter erscheint auf Winspear/Cargo.