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Auf den ersten Blick ist das neue Album von Water From Your Eyes keine große Sache. Sechs echte Songs und vier instrumentale Intermezzi füllen gerade einmal 29 Minuten, aber die Kreativität, die das in Brooklyn heimische Duo in diese stilistisch unmöglich einzufangende halbe Stunde steckt, ist schlichtweg atemberaubend. Nate Amos – zuletzt auch mit seinem Soloprojekt This Is Lorelei in aller Munde – und Rachel Brown beweisen auf „It’s A Beautiful Place“ ein goldenes Händchen, wenn es darum geht, den Songs ihren eigenen Willen zu lassen. Das führt dazu, dass diese LP selbst in ihren freigeistigsten, unkonventionellsten Momenten nie unnötig sperrig wirkt. Das Resultat ist ein bemerkenswert eigenwilliger Experimental-Pop, bei dem der Wechsel zwischen Avantgarde und Indierock, zwischen Art-Pop und Noise-Rock bisweilen fließend zu sein scheint.
Eingängig und anspruchsvoll, witzig und tiefgründig – wenn Water From Your Eyes gemeinsam Musik machen, spielen gängige Genreschubladen keine große Rolle. Rachel Brown (Gesang) und Nate Amos (Musik) lernten sich vor über zehn Jahren in der Chicagoer Undergroundszene kennen und waren tatsächlich zuerst ein Paar, bevor sie Water From Your Eyes ins Leben riefen. Auf ihren Frühwerken „Long Days No Dreams“ und „All A Dance“ wandelten die zwei mit elektronisch umspülten Synth-Popsongs noch auf den Spuren von New Order, bevor sich danach ihr Klangspektrum stetig erweiterten.
Auf „Somebody Else’s Song“ (2019) schlichen sich Anklänge an Folk, Industrial und Krautrock ein, bevor sie zwei Jahre später mit „Structure“ in den USA zu Kritikerlieblingen avancierten und mit „Everyone’s Crushed“, ihrem Debüt für das renommierte Indielabel Matador, 2023 ihr Faible für avantgardistische Momente immer ungenierter auslebten.
Auf dem mit herrlich krachigen Selbstfindungs-Songs vollgestopften neuen Album „It’s A Beautiful Place“ jonglieren Water From Your Eyes nun mit so vielen Referenzen, dass vieles vage vertraut klingt, sich die zwei aber trotzdem klanglich nie festnageln lassen. Das Album ist der vorläufige kreative Höhepunkt einer Band, die immer in Bewegung ist und so stilistische Furchtlosigkeit kurzerhand und mit einem Augenzwinkern zur Kunstform erklärt – unvermittelte Taktwechsel und absurd anmutende Kontraste inklusive.
Ausstaffiert mit Beiträgen der Tournee-Mitglieder Al Nardo und Bailey Wollowitz, glänzt „It’s A Beautiful Place“ klanglich mit Ungezwungenheit und Unmittelbarkeit, hat inhaltlich aber mehr Gewicht als die vorangegangenen Veröffentlichungen. In den oft sozialkritischen Texten hat der alltägliche Wahnsinn (nicht nur) in den USA ebenso seine Spuren hinterlassen wie Ursula K. Le Guins „Planet der Habenichtse“ oder Marcello Tarìs „Es gibt keine unglückliche Revolution“. Entstanden ist dabei ein Soundtrack für eine Welt zwischen Science-Fiction und innerer Realität – inspiriert von Zeitreisen, religiöser Symbolik, anarchistischer Theorie und einem sehr menschlichen Staunen über das Universum, wie es im Presseinfo so treffend heißt.
Im November sind Water From Your Eyes mit Konzerten in Köln, Hamburg, Berlin und München auch live in Deutschland zu erleben, vorab stand uns das unermüdlich kreative Duo beim Interviewtag in Berlin Rede und Antwort.
GL.de: Unsere erste Frage hätte eigentlich lauten sollen: Fühlt es sich für euch als echte DIY-Band seltsam an, für eine Interviewtour durch Europa zu reisen?“, aber nachdem ihr euch bei den vorangegangenen Pressegesprächen ordentlich verquatscht habt, hat sich die Frage ja fast schon von selbst beantwortet!
Rachel: Ja, wir genießen es! Ich sollte eigentlich nicht hier sein, aber ein Freund hat uns gebeten, auf seiner Hochzeit zu spielen, also hat es einfach Sinn ergeben (Nate war bereits für Konzerte mit seinem anderen Projekt This Is Lorelei in Europa). Um ehrlich zu sein: Ich liebe es, zu plaudern. Einige Leute haben eher ein Problem damit, wie viel ich rede! Es ist allerdings schon ein wenig seltsam, Interviews zu geben und sich langsam daran zu gewöhnen, denn eigentlich denke ich immer: Warum interessiert es irgendjemanden, was ich zu sagen habe?
GL.de: Wenn du dich wirklich fragst, warum die Menschen interessiert sind, solltest du dir vielleicht eure neue großartige Platte noch mal genau anhören. Die gibt dir die Antwort! Aber Spaß beiseite: Wie hat sich euer Verhältnis zur Musik und zum Musikmachen in den zehn Jahren seit der Gründung von Water From Your Eyes gewandelt?
Nate: Ich glaube, für uns beide ist es eine Art Zwang. Es ist einfach etwas, das wir tun.
Rachel: Ja! Ich habe Musik schon immer geliebt, aber vor zehn Jahren habe ich dann angefangen, selbst Musik zu machen. Ich hatte schon vorher Songs geschrieben, aber ich bin nie aufgetreten oder so. Vor fast genau zehn Jahren bin ich zum ersten Mal bei einer Live-Show aufgetreten. Der große Unterschied heute ist, dass ich das regelmäßig mache und mich wohlfühle, wenn ich vor Publikum auftrete. Ich habe mich nie als Musikerin gesehen und tue das auch heute noch nicht, aber ich liebe Musik und ich mache sie gerne!
GL.de: Das Brillante an Water From Your Eyes und speziell an eurem neuen Album ist nicht zuletzt, dass vieles vage vertraut klingt, gleichzeitig aber so viele Referenzen in eurem Sound versteckt sind, dass man sich am Ende einfach nur fragt: Wo kommt das alles nur her?
Nate: Ja, das ist sozusagen das Ziel, und es hat sich im Laufe der Zeit weiterentwickelt. Als wir angefangen haben, sollte es eigentlich ein Pop-Projekt werden, aber dann hat es sich zu einem experimentellen Projekt entwickelt, das hauptsächlich von anderen Kunstformen wie Malerei oder Film beeinflusst war. Jetzt ist es zu etwas geworden, das sich von Archäologie und Kosmologie inspirieren lässt, und wir versuchen, so weit wie möglich über die menschliche Erfahrung hinauszuschauen. Irgendwie hat es jetzt mehr mit der Natur und der Ordnung des Universums zu tun, aber gleichzeitig ist es auch irgendwie immer noch von der Gitarre inspiriert (lacht). Es gibt da also eine gute Balance.
GL.de: Was hat euch denn rückblickend auf den Weg gebracht?
Rachel: Als wir anfingen, in New York aufzutreten, waren wir Teil einer Community, in der es keine Grenzen zu geben schien, wenn es darum ging, was man tun konnte und welche Art von Musik und Kunst man machen konnte.
Nate: Ja, ich glaube auch, dass wir durch die Zugehörigkeit zu einer künstlerischen Community, die eine Art „Anything goes“-Einstellung hatte, unsere eigenen Absichten fahren lassen und uns mehr treiben lassen konnten.
Rachel: Zumindest was die Texte angeht, musste unsere Beziehung erst in die Brüche gehen, damit die Songs etwas werden konnten, das nicht an lächerliche Mechanismen wie das Schreiben aus der Perspektive von Tieren oder Nebenfiguren in Filmen gebunden war. Als wir kein Paar mehr waren, konnten wir zum ersten Mal Texte schreiben, hinter denen echte Emotionen standen und die von uns selbst inspiriert waren.
Nate: Dadurch konnten wir unabhängig voneinander eine eigene Identität aufbauen, und das gilt auch für das Projekt. Die Band ist als Produkt unserer Beziehung gestartet, aber seit wir nicht mehr zusammen waren, sind wir künstlerisch viel ungebundener.
Rachel: Ich glaube, wir alle haben unsere Identität gefunden: Ich, Nate und Water From Your Eyes!
GL.de: Vor dem Hintergrund der gerade genannten Veränderungen: Was war künstlerisch der wichtigste Schritt, der dazu geführt hat, dass Water From Your Eyes mit dem neuen Album – und ein Stück weit auch schon mit dem Vorgänger – nicht unbedingt eingängiger, aber doch interessanter für ein größeres Publikum geworden sind?
Nate: Ich denke, viel hatte einfach damit zu tun, dass wir älter geworden sind. Ich denke, das Ende unserer Beziehung ging für uns beide mit einem emotionalen Wachstumsschub einher, was wiederum unser künstlerisches Wachstum begünstig hat. Es gab eine Phase, in der sich viele Dinge verändert haben, und das hat dazu geführt, dass wir viel tiefer als zuvor in das Projekt eingetaucht sind. Natürlich hat die Beziehung, die du zu einer kreativen Partnerin hast, großen Einfluss darauf, wie du die Dinge angehst, und dass wir uns menschlich zu der Zeit stark verändert haben, war sicherlich einer von mehreren Gründen, warum sich der Fokus des Projekts gewandelt hat.
Rachel: Es ist lustig, dass unsere Musik jetzt populärer ist, denn eigentlich würde ich sagen, dass unsere ersten gemeinsamen musikalischen Gehversuche viel eingängiger waren. Damals haben wir viel eher straighte Popmusik gemacht. Mit der Zeit ist unser Sound dann immer seltsamer geworden – und scheinbar gefällt das den Menschen heute mehr und mehr.
GL.de: Was macht den größten Unterschied in der Herangehensweise aus, wenn ihr „It’s A Beautiful Place“ mit den vorangegangenen Platten vergleicht?
Rachel: Dies ist das erste Album, bei dem wir schon im Vorfeld wussten: Die Leute werden uns zuhören, wir werden Interviews geben und es wird jemand ein Auge auf die Verkäufe haben. Zuvor haben wir nie Musik gemacht, bei der wir das Publikum im Kopf hatten, und das war auch dieses Mal nicht anders, wenngleich uns jetzt bewusst war, dass – zumindest theoretisch – Menschen das Album hören werden.
Nate: Es war schon ein kleiner Kampf, dass uns das nicht bei der Arbeit an der neuen Platte beeinflusst. Wir mussten dieses Mal ein bisschen bewusster kompromisslos sein, um dem Druck zu begegnen, Kompromisse zu machen“, verrät er und muss lachen. „Ich glaube, dass diese Band zu dem geworden ist, was sie jetzt ist, liegt allein daran, dass es uns komplett scheißegal ist, was andere denken! (beide lachen)!
Rachel: Ich habe das Gefühl, dass das genau das ist, was die Menschen heute haben wollen. Die Musikszene und die Medien ganz allgemein sind ob des ganzen Contents übersättigt. Es stürzt mehr Musik und mehr Information auf uns ein als jemals zuvor, und deshalb fühlen sich die Leute eher zu etwas hingezogen, das etwas anders und deshalb frischer ist?
Nate: Wir wissen selbst nicht so genau, was wir davon halten sollen. Am Ende ist es einfach Musik (lacht)! Wir hatten nie die Absicht, etwas anders zu machen. Wenn überhaupt, ging es uns bei diesem Album darum, eine Platte zu achen, die ein bisschen normaler ist. Allerdings bin ich mir nicht sicher, ob wir dazu zum jetzigen Zeitpunkt noch in der Lage sind.
GL.de: Ihr habt eben angesprochen, dass ihr dieses Mal tiefer eingetaucht seid. Wie hat sich das geäußert?
Nate: Es ging uns nicht darum, das System zu verändern, wohl aber darum, die Systeme, die wir uns bereits aufgebaut hatten, weiter auszureizen. In Bezug auf die Musik und die Texte kann das unterschiedliche Formen annehmen. Die Musik von Water From Your Eyes baut häufig auf Techniken der Modernen Klassik, vor allem auf serieller und atonaler und bisweilen auch mikrotonaler Musik, auf und nutzt diese Strukturen, um auf Content zu kommen, zu dem du für gewöhnlich nicht vorstößt, wenn du nur dein Instrument in die Hand nimmst. Aus emotionaler Sicht geht es beim „tiefer graben“ nicht zuletzt darum, herauszufinden, was wir vermitteln wollten. Mit unserer inzwischen größeren Plattform haben wir eine größere Verantwortung dafür, was wir in die Welt hinaustragen, und müssen in der Lage sein, dies auch zu vertreten. Gleichzeitig kann das aber auch heißen, dass wir einfach nur versuchen, in jedem Moment unser Bestes zu geben. Das bedeutet nicht, dass wir vorher nicht tief gegraben haben. Der Prozess war früher nur etwas weniger formell.
Rachel: Wenn man ein Loch gräbt, muss man irgendwo anfangen. Es geht nicht sofort bis ganz unter die Erde.
Nate: Wir graben immer noch dasselbe Loch, aber da wir es schon länger machen, ist es jetzt ein tieferes Loch.
GL.de: Gilt das gerade Gesagte auch für die Texte, oder was leitet euch dort?
Rachel: Ich habe das Gefühl, dass es bei diesem Projekt textlich eher darum geht, ein Puzzle zusammenzusetzen, als eine Geschichte zu erzählen. Natürlich versuche ich meine Meinung zu kommunizieren, aber nicht auf direkte Art und Weise. Ich hasse es, missverstanden zu werden, und deshalb schreibe ich lieber Texte, die abstrakt sind. Auf diese Weise können sie nicht missverstanden werden, weil es in der Natur der Sache liegt, dass sie interpretiert werden sollen. Insgesamt ist Water From Your Eyes vor allem von Gefühlen geleitet. Nate ist sehr von Malerei beeinflusst, und wenn du dir ein abstraktes Gemälde anschaust, kannst du ja auch nicht sofort sagen: Ah, das dreht sich um dies oder das. Du hast eher ein Gefühl, worum es bei der Entstehung gegangen sein könnte.
Nate: Was wir tun, stützt sich auf die inhärente Realität, dass Kunst eine Zusammenarbeit zwischen den Kunstschaffenden und dem Publikum ist. Zu wissen, dass es für jeden etwas anderes bedeuten wird, öffnet den gesamten Prozess, denn dann geht es genauso sehr um die Wahrnehmung der Sache wie um die Sache selbst. Das bedeutet, dass wir tun können, was wir wollen!
Rachel: Ich habe eine Filmhochschule besucht, und eine der ersten Lektionen, die mir mein Mentor, zu dem ich noch immer ein sehr enges Verhältnis habe, beigebracht hat, war: Ganz gleich, welche Absichten du zu Beginn hast, alles, was du tust, wird einen Prozess durchlaufen und sich verändern. Du musst diese Veränderungen akzeptieren, damit es funktioniert. Alles ist möglich! In diesem Sinne geht es bei Water From Your Eyes vor allem darum, einfach im Moment zu leben. Was auch immer in diesem Moment passiert, mag zwar irgendwie von einer Idee geleitet sein, aber es ist nie ein: Ich muss das unbedingt sagen oder es muss so oder so sein!
GL.de: Ist es manchmal schwierig für euch, so viel Vertrauen in den Prozess zu investieren, anstatt das Steuer selbst in die Hand zu nehmen?
Rachel: Ich denke, alles ist nur so schwierig, wie man es sich selbst macht. Manchmal ist es schwer, Inspiration zu finden, aber dann zwinge ich mich einfach nicht dazu. Letztendlich fällt es mir leicht, weil ich nichts mache, bis es sich leicht anfühlt. Ich schätze, ich gehe den Weg des geringsten Widerstands, denn ich weiß, dass es nicht einfacher wird, wenn ich weiter mit dem Kopf durch die Wand will.
Nate: Ich denke, wenn dir das, was gerade passiert, als Künstler keine Anweisungen gibt, wohin die Reise gehen soll, dann muss man der Sache Raum geben und sie überdenken. Das führt zurück zu dem Prozess, der dich aufmerksam sein lässt. Das geht zurück auf die Tatsache, dass dieses Projekt eine Zusammenarbeit zwischen uns und dem Projekt selbst ist. Es hat seine eigenen Ziele.
Rachel: Ja, alles ist sehr instinktiv und intuitiv. Wenn es nicht so ist, fühlt es sich nicht wie Water From Your Eyes an.
Nate: Im Grunde warten wir auf Anweisungen. Sobald etwas erzwungen wird, funktioniert es nicht mehr.
Rachel: Nate will keine Musik hören, um sich inspirieren zu lassen, aber ich bin da anders. Ich finde, dass es mir hilft, wenn ich Texte von anderen Leuten lese. Wenn ich etwas kommuniziere, möchte ich wissen, was andere Leute denken und wie sie kommunizieren. Ich lerne ständig neue Wörter!
GL.de: Ursprünglich war geplant, dass die Texte des neuen Albums hoffnungsvoller sein sollten, bevor persönliche Rückschläge und die Weltlage im Allgemeinen dazwischenkamen und die textliche Ausrichtung veränderten. Aber mal ganz naiv gefragt: In was kann man derzeit überhaupt noch Hoffnung setzen?
Rachel: Eigentlich in alles! Ich denke, dass es für einen Menschen, der Teil der Zivilisation ist, das Ziel sein sollte, ein Werkzeug zu sein, um das Leben und die Welt besser zu machen. Der einzige Weg, dies zu erreichen, darin besteht, dass man von einer besseren Welt träumen muss, denn ohne dieses Ziel gibt es nichts, worauf man hinarbeiten kann. Wenn man keine Hoffnung hat, dass sich etwas ändern kann, dann hat man auch nicht die Kraft und Ausdauer, um es durchzuziehen. Für mich dient dieser „Optimismus“ – in Ermangelung eines besseren Wortes – dem Ziel einer Revolution der gesamten Menschheit. Die Hoffnung, die ich zu bewahren versucht habe, ist, dass sich die Dinge zum Besseren wenden können und dass die Menschen in der Lage sind, zu wachsen, zu lernen, Mitgefühl zu entwickeln und sich weniger schreckliche Zustände zu wünschen! Wenn ich über das Leben nachdenke, dann finde ich nicht, dass das Leben von Natur aus glücklich ist. Das ist es tatsächlich nicht! Selbst wenn in deinem Leben nie etwas schiefgehen würde, würde nichts von Dauer sein. Man wird sterben, alle, die man liebt, werden sterben. Ich sehe das so: Alles wird ohnehin schon schmerzhaft sein, warum fügen wir also all dieses zusätzliche Leid in der Welt hinzu, wenn wir doch die Ressourcen haben, um eine Welt zu schaffen, die das Leben tatsächlich fördert? Es ist ein Kampf, aber was ihn lohnenswert macht, ist, dass man ständig für etwas Schönes kämpft. Die einzige Chance, die wir haben, um als Spezies zu überleben und diese Zeiten zu überstehen, besteht darin, nicht nur daran zu glauben, dass die Welt besser werden kann, sondern zu erkennen, dass wir alle uns ändern und Entscheidungen treffen müssen, die nicht unbedingt angenehm sind, aber die Sache voranbringen! Ich verstehe nicht, warum das nicht so ist. Ich verstehe nicht, warum es nicht jedermanns Lebensziel ist, das zu bewahren, was uns als Spezies auf diesem Planeten gegeben wurde.
GL.de: Um gewissermaßen am Ende zum Ausgangspunkt zurückzukehren: Was müsste denn passieren, was müsste sich verändern, damit Water From Your Eyes euch finanzielle Stabilität gibt?
Nate: Das ist eine knifflige Sache, denn die Band zu unserer Hauptbeschäftigung zu machen, würde gewisse Kompromisse erfordern, die einfach nicht in der Natur dieses Projekts liegen. Das Interessante an Water From Your Eyes ist, dass die Band bereits unsere Erwartungen übertroffen hat, wenn es darum geht, inwieweit sie ein Job sein kann.
Rachel: Ich habe ehrlich gesagt das Gefühl, dass es mittlerweile ein „day job“ ist. Immerhin ist es gerade mitten am Tag und wir sitzen hier und plaudern über die Band! Natürlich würde ich mich freuen, wenn uns dieses Projekt finanzielle Stabilität bieten könnte, aber ich denke auch, dass das heutzutage viel verlangt ist, weil es kaum noch etwas gibt, was dir ein gewisses Maß an finanzieller Stabilität bieten kann, ohne dass du dafür deine Seele verkaufen musst.
Nate: Davon abgesehen: Je länger wir an unseren Prinzipien festgehalten und weitergemacht haben wie bisher, desto mehr hat sich eine Aufwärtsentwicklung ergeben. Das überrascht mich ehrlich gesagt immer noch jeden Tag aufs Neue, denn ich finde, dass unsere Musik dafür nicht unbedingt geeignet ist.
Rachel: Wir träumen jedenfalls nicht davon, Popstar zu werden! Nicht zuletzt auch deshalb, weil das natürlich eh unmöglich wäre, weil es nicht den Hauch einer Chance gibt, dass Water From Your Eyes es jemals in die Billboard Top 40 schafft!
Nate: Ich denke, dass der Traum eher darin besteht, einfach weiter auf der Welle zu reiten und die beste Musik zu machen, die wir im Rahmen dieses Projekts machen können. Natürlich hoffen wir, dass sie irgendwo auf jemanden eine positive Wirkung hat, so wie ganz viel Musik eine positive Wirkung auf uns hatte!
„It’s A Beautiful Place“ von Water From Your Eyes erscheint auf Matador/Beggars Group/Indigo.