Mit ihrem Debüt-Album „Allein unter Möbeln“ hatten sich Julius Forster und sein insgesamt sechsköpfiges Kleinorchester Hotel Rimini (nicht zuletzt auch aufgrund ihrer einnehmenden Live-Shows) aus dem Stand in die erste Riege der deutschsprachigen Lieder-Poeten katapultiert; wie das in dem Genre übrig ist mit der gebotenen Ernsthaftigkeit und poetischen Tiefe – aber nicht ohne ironischen Unterton – und musikalisch eher zurückhaltend inszeniert. Dabei kann es logischerweise nicht um konkretes Storytelling gehen, sondern eher um jene Art traumtänzerischer Wolkenmalerei, mit der sich Poeten auf bewundernswert naive Weise alternative Welten erträumen. Beziehungsweise – wie in diesem Fall – jedenfalls um eine alternative Perspektive auf die Welt zu bemühen.
Das Debütalbum nahm das Ensemble dem Vernehmen nach in dem namensgebenden Hotel Rimini auf. Das neue Werk nun (vielleicht) in einer kurzerhand zu einem Tonstudio umfunktionierten, verlassenen Tankstelle. „Vielleicht“ deshalb, weil sich der Autor der Bio nicht auf Fakten versteift hat, sondern sich selbst als Poet begreift, wenn es darum geht, das Schaffen der Band in Worte zu fassen. Dabei geht das auch so: Beschränkten sich Hotel Rimini zunächst noch überwiegend auf ein akustisches Folkpop-Setting, so geht es dieses Mal darum, das Klangspektrum – neben den nach wie vor dominanten kammermusikalischen Streicherpartien – mit teils rockigen, teils „twangigen“ und teils psychedelischen E-Gitarren, rumpelnder Percussion, jazzigen Bläserelementen (Saxophon, Bassklarinette, Alt- und Querflöte) und nicht zuletzt Klavier zu erweitern. Zwischen den einzelnen Songs dienen zuweilen dramatische, zuweilen recht strenge, teils gar avantgardistisch aufgefasste Instrumentalpartien als lautmalerische Interludien, die das zuweilen morbide Stimmungsbild, das in den Songs zum Ausdruck gebracht wird, musikalisch noch mal verstärken.
Insbesondere der holpernden Rhythmik und des Hauchs von Varieté wegen, der die Tracks durchzieht, erinnern die zu Gehör gebrachten Moritaten über Raketen, Krokodile, Unterholz d’Amour und andere gefährdete Arten zuweilen an die unegal/schrulligen Klangwelten eines Tom Waits. Das tut der Grundstimmung aber eher gut, als dass es schadet – und ist allemal effektiver als der Versuch, es musikalisch allen recht zu machen. Tatsächlich ist „Gefährdete Arten“ ein in diesem Sinne unterhaltsames und vielschichtiges Stück Musik geworden. Bevor wir nun selbst in poetische Utopien abdriften, sei noch erwähnt, dass der erste Track „Bekannte von früher“ in einer besseren Welt gar für die dort existierenden Charts geeignet wäre.
„Gefährdete Arten“ von Hotel Rimini erscheint auf K&F/Broken Silence.




