„Bei der Veröffentlichung von ‘Contempt’ ist für eine Band wie uns so ziemlich alles schiefgelaufen, was schiefgehen konnte: Verzögerungen, Krankheit, Leute, die im ungünstigsten Moment einfach verschwunden sind, lange Autofahrten, um vor absolut niemandem zu spielen“, schreiben PROJECTOR zur Veröffentlichung ihres zweiten Albums. Fast möchte man sagen: Willkommen in der Realität einer Indie-Band im Jahre 2025!
Zum Glück kann man „Contempt“ all die Schwierigkeiten nicht anhören. Rund 18 Monate nach ihrem beachtlichen Debütalbum „Now When We Talk It‘s Violence“ macht das britische Trio einfach dort weiter, wo es auf seinem Debütalbum aufgehört hatte. Denn auch auf dem Nachfolger haben Edward Ensbury (Gitarre, Gesang), Lucy Sheehan (Bass, Gesang) und Callum Marinho (Schlagzeug) helle Freude daran, ihr Faible fürs Verrückte auszuleben.
Zugegeben, das zu realisieren ist manchmal gar nicht so leicht. Denn auf den ersten Blick klingen die Songs von PROJECTOR erst einmal wie sehr gut gemachter Post-Punk. Doch wenn man ein bisschen genauer hinschaut, sorgen hier ungewöhnliche Tunings, unerwartete Rhythmen und klangliche Experimente zusammen mit Abstechern zu Post-Britpop, Riot-Grrrl-Wucht und Industrial-Schwere für das gewisse Etwas, das vielen ähnlich inspirierten Bands – und davon gibt es bekanntlich nicht nur auf der britischen Insel so einige – meistens abgeht. Für Spannung sorgt auch der Gegensatz zwischen Lucys oft zuckersüßem Gesang und Edwards rauen, bisweilen beinahe gesprochenen Parts.
Mit „O Well“ gibt es dieses Mal sogar einen echten, herrlich nostalgischen Indie-Pop-Ohrwurm und damit genau das Puzzleteil, das auf dem ersten Album noch gefehlt hatte. Aber keine Angst: Die elektrisierende Aggressivität, die schon in der Vergangenheit bei heimlichen Superhits wie „Tastes Like Sarah“ hatte aufhorchen lassen, ist mit Songs wie „Migraine“ auch auf „Contempt“ allgegenwärtig.
Man könnte auch sagen: So klingt eine Band, die zwischen düsterer Joy-Division-Unnachgiebigkeit und hyperaktivem Rant-Pop à la Squid ihr eigenes Ding macht.
„Contempt“ von PROJECTOR erscheint auf Alcopop!/Bertus.




