Wenn eine ansonsten für ihre wortgewandte Eloquenz berühmte Promo-Agentur ein Album wie „Fatal Optimist“ von Madi Diaz als „mutig“ auslobt, dann bedeutet das wohl, dass sich für dieses Album kein griffiger Marketing-Begriff bzw. keine Kategorisierung finden ließ, mit der sich das Werk bewerben ließe. Dabei ist die Sache in dem Fall recht einfach: Die kalifornische Songwriterin Madi Diaz leistet sich den Luxus, ihre siebte Scheibe „Fatal Optimist“ als akustisches Solo-Album anzulegen und ihren bemerkenswert offenen und auch amüsanten musikalischen Zustandsbericht alleine mit Stimme, Gitarre (und in einem Fall mit Klavier) zu unterlegen. Gelegentliche Basstöne wirken da eher verzierend als notwendig. „Mutig“ ist das aber nicht wirklich, denn spätestens seit Madi Diaz nach ihrem Durchbruchsalbum „History Of A Feeling“ in der Band von Harry Styles spielte und mit ihrer Freundin Kacey Musgrave auf Tour ging, gehört Diaz zu den angesagten Superstars der „Indie-Szene“ – und kann seither eigentlich machen, was sie will.
So – jetzt kommen wir aber mal zu den Songs – und damit auch zur Musik. Madi Diaz legt die Stücke mit so aussagekräftigen Titel wie „Hope Less“, „Ambivalance“, „Good Liar“ oder „Lone Wolf“ als Lamento über den Zustand der Isolation an. „Wieso Isolation?“, mag man sich da fragen: Nachdem Diaz eine Beziehung beendete, zog sie sich auf eine einsame Insel zurück und reflektierte doch über solche Sachen wie Wut, Selbstmitleid, Einsamkeit und verpasste Chancen. Der wunderliche Titel des Albums beschreibt hingegen eine Art von unbegründetem Zweckoptimismus – die unbestimmte Hoffnung, dass am Ende doch alles gut werden wird. Am schönsten trifft Madi Diaz die besungenen Dilemmas in dem Song „Why You Have To Bring Me Flowers?“ zum Ausdruck: „Warum musst du mir Blumen bringen, wo ich mich doch gerade in meiner Misanthropie so schön eingerichtet habe?“
Um den Isolationsgedanken dann auf die Spitze treiben zu können, entschieden sich Madi und Produzent Gabe Wax dazu, die Songs im Urzustand zu belassen und von den gewöhnlich ambitioniert/komplexen
Band-Arrangements zu verschonen, mit denen Madi Diaz ansonsten ihre Songs zum Leben erweckt – mit denen sie aber den Hörer auch zuweilen überfordert. Und was soll man sagen: „Fatal Optimist“
ist auf diesem Wege Madi Diaz zugänglichstes und eingängigstes, persönlichstes und aufgrund der klaren Linie auch am besten konsumierbare Album der Künstlerin geworden. Von wegen „mutig“ also.
„Fatal Optimist“ von Madi Diaz erscheint auf Anti/Indigo.




