„Chuck“ ist der Name des fünften Tonträgers der britisch/griechischen Songwriterin Eleni Drake – es ist aber nicht der Name einer Person. Den Begriff „chuck“ verwendet man im englischen Sprachgebrauch in etwa wie das Deutsche „wegwerfen“ – beispielsweise im Falle von Zigarettenkippen, die man aus dem Fenster wirft. Das könnte sich dann auch auf das Cover der Scheibe beziehen, denn dieses zeigt Eleni mit der Zigarette in der Hand am geöffneten Fenster eines Autos sitzen. Man kann das aber auch so sehen, dass die Gute auf diesem Album den Ballast einer in die Brüche gegangenen Beziehung über Bord wirft – denn das ist (im übertragenen Sinne) das Thema des Albums. Bei der therapeutischen Auseinandersetzung mit diesem Thema muss es ganz schön heftig zugegangen sein – was Songtitel wie „Half Life“, „Alone“, „The End“ und „Afterlife“ anschaulich insinuieren.
Dass Eleni das Album dabei musikalisch eher zurückhaltend inszenierte, war keine Absicht – ergab sich aber aus dem melancholischen Tenor des Materials. Eleni Drake gehört dabei zu jenen Songwriterinnen, die sich darüber im Klaren sind, dass die Musik selbst zuweilen vorgibt, in welche Richtung es gehen soll. Und so sagt sie denn auch, dass sie sich nicht dagegen gewehrt habe, als sie feststellte, dass die neuen Songs sich weitestgehend als melancholische Folk-Songs offenbarten. Depressiv wird das Ganze dennoch nie, denn eher liegt da eine unterschwellige Note von Resilienz in der Luft.
Bis dato produzierte Eleni ihr Material weitestgehend alleine – auch jenes, das sie mit Bandmusikern aufnahm. Für dieses Projekt tat sie sich indes mit dem Produzenten Frank Colucci zusammen – und konnte sich so auf die kompositorischen Aspekte konzentrieren, während die Arrangements gemeinsam ausgearbeitet wurden. Dabei entwickelten sich diese Arrangements erstaunlich vielseitig. Obwohl es nur wenige Tracks mit konsequenter Band-Begleitung gibt („Half Life“, das bluesig rockende „Paper Moons“ und das gemütlich daherpulsierende „Brockwood“ und das abschließende „Ripples“) bleiben auch die anderen Songs – obwohl balladesk by nature – nicht im Akustik-Modus hängen, sondern werden mit Streicher- und Bläser-Arrangements, Steel-Gitarre, psychedelischen Elementen, E-Bass und Percussion-Puls angereichert. Eigentlich fügt sich „Chuck“ dann auch gut ein in den Kanon der bisherigen Arbeiten von Eleni Drake – die sich ja sowieso noch nie sklavisch auf eine Stilrichtung festgelegt hatte.
„Chuck“ von Eleni Drake erscheint auf MNRK/UK/SPV.




