Der erste Durchgang ist ein wenig enttäuschend. Wo ist der Hit? Wo sind die locker-flockigen, die post-poppigen White Lies? Das sind ja nur noch die White Lies. Doch beim zweiten, dritten, vierten Hören merkt man dann: Das sind schon wieder ganz schön fantastische White Lies. Aber eben etwas anders.
Es gibt auch hier die großen Melodien, den Pop, das Stadion. Aber nicht mehr so cheesy wie früher, nicht mehr so extrem. Dafür wird hier viel mehr experimentiert, wird Neues gemacht, werden wir alle manchmal ganz schön auf die Probe gestellt. Denn natürlich kann man hier und da feiern und an anderer Stelle kuscheln und schmachten. Doch selbst eine Ballade wie „All The Best“ kommt musikalisch verkopfter als erwartet, mit Druck, mit Bläsern, mit… Prog? Mit einer ganze Menge Gedanken und Ideen.
Die haben Harry McVeigh, Charles Cave und Jack Lawrence-Brown sich tatsächlich für jeden Song gemacht. Manche sind ausufernd, andere ganz schön 70er Jahre, da gibt es Heartrock, Synthies und 80er Kitsch, Wave, Post, Solo und Druck. Es gibt mit „Everything Is OK“ eine Ballade, die den Sound der White Lies tatsächlich mit Bryan Adams und Phil Collins mischt. Ohne nur eine Sekunde peinlich zu sein. Sondern schön, spannend, berührend. Beispielhaft für dieses Album. „Night Light“ ist ein anderes Album. Aber ein verdammt noch mal fantastisches neues White Lies-Album! Denn all diese Ideen, die Sounds, die Stile – sie alle funktionieren. Sie alle passen zu dieser Band und machen sie zu einer besseren Band. Verdammt.
„Night Light“ von White Lies erscheint auf PIAS.




