Share This Article
Wohlfühlfaktor 100
Indie-Pop-Fans of the world – unite and take over: Eigentlich sind The Cindys nur im Lande, um diese Woche als Vorgruppe von Getdown Services bei deren ausverkauften Konzerten in Essen, Berlin, Leipzig und München aufzutreten. doch zum Warmspielen macht das für diese Tour zum Trio geschrumpfte Quintett aus Bristol auch noch für einen Headline-Auftritt in der Haldern Pop Bar Halt. Zu Hause losgefahren ist die Band dafür um 3:30 Uhr morgens. Das nennen wir mal Einsatz!
Mit ihrem Debütalbum knüpfen The Cindys nahtlos an die Indie-Pop-Historie der 80er-Jahre zwischen Alex Chilton, The Clean und Beat Happening an und treffen damit auch in der Haldern Pop Bar den Nerv des in Ehren ergrauten Publikums.
Doch ganz egal, ob man in den Songs den Geist von Postcard oder Creation zu erkennen glaubt, den Widerhall des Dunedin-Sounds wahrnimmt, sich im International Pop Underground in Olympia, Washington, wähnt oder vielleicht doch im Ludlow-Street-Apartment der Velvet Underground: Mit ihren Songs tauchen The Cindys in eine Epoche ab, in der Indie und DIY-Spirit noch ein Lebensgefühl und keine Marketingschublade waren. Das richtige Feeling ist deshalb oft viel wichtiger, als alle Töne perfekt zu treffen, doch genau das macht an diesem Abend den besonderen Reiz aus.
In der an diesem 1. Advent – da sind auf dem Dorf Kirchenbesuch und Familienessen dann doch wichtiger – leider nur spärlich gefüllten Haldern Pop Bar gibt es The Cindys pur. Naima Bock und Finlay Burrows sind daheim geblieben, doch das hält Songwriter, Sänger und Gitarrist Jack Ogborne (eingeweihten Haldern-Pop-Fans bekannt von seinem Projekt Bingo Fury) und die bei den ebenfalls aus Bristol stammenden Belishas „ausgeliehenen“ Issac Green am Bass und Euan McCaughan an Schlagzeug und Harmonigesang aber nicht davon ab, eine gute Zeit zu haben.
Ohne viel Zeit auf Ansagen zu verschwenden, sprinten die drei durch zwölf fast schon erstaunlich abwechslungsreiche Songs. So spielen sie eine Handvoll Lieder aus ihrem ersten Album, versuchen sich an einer ganzen Reihe brandneuer Songs (die sie dem Vernehmen nach noch nicht einmal alle geprobt haben) und hieven sogar ein Lied ihres abwesenden Bandkollegen Burrows kurzfristig in Set – an diesem Abend gesungen von Ogborne. Mit dem wirklich feinen, aber zum Glück nicht offensichtlichen Alex-Chilton-Cover „All Of The Time“ verweisen sie zudem auf ihre Wurzeln.
Für die ganz große Karriere kommen The Cindys damit vermutlich 40 Jahre zu spät, auf der Bühne der Haldern Pop Bar machen sie aber trotzdem alles richtig. Am Ende reicht es für knapp 50 Minuten Musik, aber Wohlfühlfaktor 100.














