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Rückkehr zum Wesentlichen
Wie war das gleich mit den großen Dingen, die ihre Schatten vorauswerfen? In den kommenden Monaten wird es endlich neue Musik von Sophie Chassée geben, und fast scheint es so, als wolle die in Köln heimische Singer/Songwriterin damit nach ihrem ungeniert in Richtung Pop schielenden letzten Album „Attachment Theory“ zum Wesentlichen zurückkehren. „Mehr Gitarre, mehr Fingerstyle, mehr ich“, versprach sie beim inzwischen erfolgreich abgeschlossenen Crowdfunding für die kommende Veröffentlichung, und das hinterließ auch bereits bei ihrem letzten Auftritt in diesem Jahr in Stolberg Spuren.
Auf der von Gaesteliste.de präsentierten Tournee ging Sophie Chassée zuletzt neue Wege. Mit eigenem Bühnenbild, Backing Tracks, Loops und Stromgitarre entfernte sie sich dabei weiter als je zuvor von ihren Wurzeln in der Welt der akustischen Klänge des Modern Fingerstyle.
In Stolberg dagegen reichen ein schwarzer Vorhang und die hauseigene Weihnachtsdekoration als Backdrop und statt der elektrischen Gitarre thront nun wieder die imposante Harp-Guitar auf der Bühne. Auch all die elektronischen Gimmicks, die ihr bei den „Attachment Theory“-Konzerten klanglich neue Türen öffneten, glänzen an diesem Abend genauso mit Abwesenheit wie die Lieder über das Liebesleid, die das Herzstück der LP gebildet hatten. Dass es stattdessen zwei neue Songs namens „Healing“ und „Love At First Sight“ zu hören gibt, unterstreicht, dass Sophie nach vorn schaut. Oder ist es doch eher ein Blick zurück nach vorn?
Nun stehen nämlich wieder all die Tugenden im Vordergrund, mit denen sie bereits in der Vergangenheit begeistern konnte, wenn sie komplexe Gefühle in Melodien verpackt, die eingängig, aber trotzdem kein Pop-Einerlei sind. Zwischen den Songs plaudert sie einmal mehr ungeniert aus dem Nähkästchen und verrät viele Details zu den Hintergründen ihrer Songs, ganz egal, ob es bei „Fleeting“ um ihre Liebe zum Modern-Fingerstyle-Genre oder beim beeindruckenden Instrumental „Last Journey Of The Wren“ um ihre geliebte verstorbene Oma geht.
Mit den Songs auf der Harp-Guitar fließen dann ihr Faible für akustische Gitarrenklänge und ihre Betätigung als Bassistin mit Brief und Siegel bruchlos zusammen, bevor sie sich bei der Zugabe mit einem feinen Medley der Tracy-Chapman-Klassiker „Fast Car“ und „Talkin‘ About A Revolution“ verabschiedet.
Es ist das Ende eines Auftritts, der beweist, dass Sophie gut daran tut, sich auf das zu konzentrieren, was sie besonders macht. In Stolberg jedenfalls erstrahlen ihre erfrischend echte Bühnenpräsenz und ihre bemerkenswerten Skills an der Gitarre heller als jedes Pop-Sternchen.














