Ein gesundes Selbstvertrauen hatte Case-Oats-Mastermind Casey Gomez Walker offenbar schon immer. Ihren ersten Auftritt als Headliner sagte sie zu, obwohl sie zu diesem Zeitpunkt gerade einmal einen Song veröffentlicht und damals noch keine Band hatte, die sie hätte begleiten können. Sieben Jahre ist das inzwischen her, doch das gleiche Selbstbewusstsein, das sie damals ins kalte Wasser springen ließ, ist auch auf dem nun endlich erscheinenden Debütalbum der Amerikanerin vom ersten Ton an spürbar.
Ja, „Last Missouri Exit“ ist ein Americana-Album oder eine Singer/Songwriter-Platte, aber wichtiger als Genre und Instrumentierung ist der unverbrauchte Geist, den diese Songs atmen. Denn obwohl Gomez Walker offenkundig sehr genau weiß, was sie hier tut, gelingt ihr das Kunststück, dass man genau das ihren Liedern nie anmerkt.
Die zehn Tracks des Albums greifen auf die Erfahrung von Mastermind Casey Gomez Walker im „creative writing“ zurück und bestechen als lebendige Charakterstudien mit lyrischer Klarheit und emotionaler Tiefe. Songs wie „Bitter Root Lake“ oder „Buick Door“ drehen sich um Loyalität, Heimweh und Selbstverwirklichung, doch es ist nicht nur entwaffnende Ehrlichkeit, mit der Gomez Walker ihre Coming-of-Age-Geschichten aus dem amerikanischen Mittelwesten erzählt.
Der heimliche Trumpf des Albums ist die wunderbar naturbelassene, bisweilen leicht windschief anmutende Live-im-Studio-Energie ihrer fabelhaften Mitstreiter Spencer Tweedy (Schlagzeug – und auch Gomez Walker Partner abseits der Bühne), Max Subar (Gitarre/Pedal Steel), Jason Ashworth (Bass), Scott Daniel (Geige) und Nolan Chin (Klavier/Orgel).
Die raue Energie dieser Performances und die unverbrauchte Jugendlichkeit von Gomez Warners Stimme verleihen so selbst den entspanntesten und nostalgischsten Songs ein Gefühl von Unmittelbarkeit. Das lässt viele der Lieder klingen, als würden sie gerade erst vor unseren Ohren entstehen.
Anders gesagt: Mit „Last Missouri Exit“ wagen Case Oats einen Blick zurück und macht damit einen großen Satz nach vorn. Es wäre wirklich nicht verwunderlich, wenn sie schon bald in einem Atemzug mit Seelenverwandten wie Lucinda Williams oder Waxahatchee genannt würde.
„Last Missouri Exit“ von Case Oats erscheint auf Merge/Cargo.