Eines wird beim Hören der Debüt-EP von Silver Gore schnell deutlich: Der rote Faden hier ist das Fehlen eines solchen. Das Londoner Duo stürzt sich mit „Dogs In Heaven“ kopfüber in den Zeitgeist und streift in diesen Songs klanglich zwischen Alternative Rock, Electronic-Pop und wüstem Experimentalismus alles, was die angepeilte Gen-Z-Zielgruppe dazu veranlassen könnte, die Ohren zu spitzen.
Schlagzeugerin/Sängerin Ava Gore und Produzent Ethan P. Flynn (unter eigenem Namen auch solo unterwegs) scheuen sich beim Musikmachen nicht, Extreme zu verbinden. Die Songs von Silver Gore sind deshalb oft wandelnde Widersprüche, da Stimmungen, Tempi und Sounds bisweilen unvermittelt die Richtung ändern. Die Hörerinnen und Hörer werden so mit Songs wie „Forever“ in das gleiche Wechselbad der Gefühle geworfen, das diese Lieder im Spannungsfeld von nachdenklicher Melancholie und überbordender Freude auch textlich inspiriert zu haben scheint.
In den besten Momenten ist dieser furchtlose Eklektizismus – ähnlich wie bei Flynns Solowerken – das größte Kapital von Silver Gore, gleichzeitig wünscht man sich bisweilen aber auch, dass das die beiden auch mal einen Geistesblitz für sich behalten und nicht jeden spontanen Einfall Teil ihrer Songs werden lassen. Ob die Musik des Duos am Ende ein brillantes Abbild unserer in immer stärkerem Maße zerrissenen Welt ist, in der eine Songidee nur noch über die Länge eines TikTok-Clips verfolgt werden muss, oder vielleicht doch nur ein grausamer Scherz des Majorlabels, auf dem diese EP erscheint, muss nun das Publikum entscheiden.
„Dogs In Heaven“ von Silver Gore erscheint auf Island Records/Universal.