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The Hirsch Effekt sind vermutlich die derzeit interessanteste Band aus Deutschland. Seit ihrem Debütalbum „Holon: Hiberno“, das im Jahr 2010 einschlug wie eine Bombe, werden die drei Hannoveraner auch gerne als „die deutschen Fall Of Troy“ gehandelt. Dabei ist das vielleicht gerade mal die halbe Wahrheit: Schon beim dritten Stück hat man als Hörer das Gefühl, „Holon: Anamnesis“ liefe schon mindestens eine halbe Stunde – so viele Stile, Höhen und Tiefen haben die drei Hannoveraner zu diesem Zeitpunkt bereits durchschritten. Dabei sind gerade mal rund zehn Minuten um. Sänger/Gitarrist Nils beantwortete unsere zehn Fragen.
1. Was ist eure Definition von „guter Musik“?
Das haben wir keine Definition, vor allem keine gemeinsame. Between The Buried And Me und The Mars Volta sind wohl die einzigen Bands, die wir überhaupt alle drei geil finden. Ansonsten müssen vielleicht ein paar Basisparameter stimmen, aber warum uns bestimmte Musik ergreift, lässt sich schwer sagen. Musik ist für mich dann gut, wenn sie mir etwas gibt und wenn ich sie dem, der sie vorträgt, abkaufe – also glaube. Insofern hat Musik auch etwas mit Wahrheit zu tun.
2. Was war der wichtigste Einfluss bei den Aufnahmen zur neuen Veröffentlichung?
Tim Tautarat und Max Trieder und das Klima, die die beiden geschaffen haben. Sie sind immer urkomisch und doch bei der Sache. Darüber hinaus sicher noch der Schnee und der Winter. Wir müssen unsere Alben im Winter aufnehmen.
3. Warum sollte jeder eure neue Veröffentlichung kaufen?
Um Himmelswillen! Bitte nicht. Wenn jeder unser Album kauft, haben wir alles falsch gemacht.
4. Was habt ihr euch von eurer ersten Gage als Musikschaffende gekauft?
Benzin. Nach wie vor. Ausschließlich Benzin und Mieten für Anhänger und Vans. Mal bleibt ein wenig was übrig, um die Plattenproduktion zu refinanzieren. Aber wir können nicht mal unseren Proberaum, Instrumente oder Verschleißteile von unseren Gagen zahlen. Geschweige denn, dass wir uns irgendwas für unseren Privatgebrauch kaufen könnten.
5. Gab es einen bestimmten Auslöser dafür, dass ihr Musikschaffende werden wolltet?
Ja, ich war schlecht in Sport und auch sonst ziemlich uncool und dachte, dass die Mädchen mich toll finden, wenn ich Gitarre spielen kann. Leider wurde ich dadurch nur noch nerdiger und uncooler.
6. Habt ihr immer noch Träume – oder lebt ihr den Traum bereits?
Ha! Ich fahre morgen früh zu einem Live-Interview und habe heut morgen darüber nachgedacht, dass mir diese Frage dort bestimmt gestellt wird. Ich habe generell keine Träume. Ich habe Ziele, aber keine Träume. Ich bin kein Träumer. Ich habe aber in der Tat viele meiner Ziele erreicht. Wenn ich morgen totkrank werde, bin ich der letzte der sagt: „Ich habe noch so viel vor.“ Ich habe nie weiter als bis zu meinem jetzigen Status geplant.
7. Was war eure größte Niederlage?
Meine letzte Beziehung.
8. Was macht euch derzeit als Musikschaffende am glücklichsten?
Ich hab einfach Bock auf die neuen Songs und die Konzerte. Die letzten zwei Konzerte (Halver und Hannover) waren der Hammer. Vielleicht geht das ja so weiter. Ich habe das Gefühl, dass die neuen Songs die Leute noch mehr bewegen als früher. Irgendwie geht da mehr bei den Leuten ab. Außerdem waren wir ein Jahr nicht mehr so richtig auf Tour. Das fehlt mir und ich freu mich drauf!
9. Welches ist das schlechteste Lied, das je geschrieben wurde?
„Tage wie diese“ von den Toten Hosen.
10. Wer – tot oder lebendig – sollte auf eurer Gästeliste stehen?
Die sollen mal schön alle Eintritt zahlen (s. Antwort zu Frage 4). %3B-)
„Holon: Anamnesis“ von The Hirsch Effekt erscheint auf Midsummer/Kapitän Platte/Cargo.
