Platte der Woche KW 37/2003
Als Musik-Schreiberling bekommt man eine Menge CDs. Manche sind wirklich schlecht, manche werden trotz mehr als akzeptabler Qualität leider bald vergessen und ein paar wenige kommen auf dem Knaller-Haufen und wandern immer wieder in den Player. Die neue Glasseater-Scheibe gehört eindeutig zur letzten Kategorie. Denn schließlich ist sie genau so ein Knaller.
Das erste Merkmal dafür ist schon mal das Label. Victory Records hat schließlich nur wenig schlechte Bands im Repertoire und steht seit langem für anspruchsvollen, aufregenden Hardcore. Grade, Waterdown und Snapcase sollen mal als Beispiele herhalten. Auch wenn musikalisch nur wenig Parallelen vorhanden sind, von der so oft zitierten Hardcore-Attitüde geht es schon in die gleiche Richtung. Doch dank unüberhörbarer No Use For A Name-Einflüsse kommt „Everything Is Beautiful…“ um ein Vielfaches punkiger und poppiger. Und ist so auch für Freunde milderer Musik durchaus hör- und liebbar. Somehow Hollow könnten vielleicht als Vergleich hilfreich sein. Oder Finch. Oder vielleicht auch The Used. Wie es derzeit so viele Bands aus dem Emocore-Lager machen, wechseln auch Glasseater zwischen sanftweichen Gesängen und groben, lauten, wütenden Schreien. Das sorgt für Spannung und klingt in diesem Fall einfach großartig. Denn geschrieen wird nur herrlich dezent und niemals gezwungen, was – neben den herzergreifend schönen Melodien – zu einer positiven, geradezu fröhlichen Cali-Punk-Stimmung führt.
Wenn man als Musik-Schreiberling eine solche CD im Briefkasten hat, liebt man seinen Job. Und selbst wenn man zwischendurch mal eine andere, wenige begeisternde Scheibe zu rezensieren hat, bleibt immer noch der Blick auf den Knaller-Haufen. Auf dem ganz oben die neue Glasseater thront.
„Everything Is Beautiful When You Don’t Look Down“ von Glasseater erscheint auf Victory/Soulfood.