Ihr zweites Album nahmen die heutzutage in Berlin residierenden Kerzen in Köln unter der produktionstechnischen Regie von Jochen Naaf auf – und das scheint dann die Initialzündung des Formats der neuen Scheibe gewesen zu sein. Denn Naaf versteht etwas von musikalischen Zeitreisen (auf die er schon Klee, Maxim, Hundreds, Bosse und zuletzt die Giant Rooks mitnahm) und produzierte das Werk ganz im Stile der New-Romantics-Welle Eingangs in der Eingangs der 80er Bands wie Ultravox (bzw. genauer John Foxx, der Ultravox-Gründer), The Human League oder Spandau Ballet ihre größten Erfolge absolvieren. Kennzeichen dieser Art von Musik war eine halb organisch und halb elektronisch angerichtete, glamouröse Wave-Mucke mit angedeutetem Soul-Flair und gelegentlichen Fake-Funk-Einlagen mit übersteigerter Dramatik und – der Name verrät es schon – romantisch verklärten, meist hedonistischen Inhalten. Das Interessante an den Kerzen ist natürlich der Umstand, dass Frontmann Felix Keiler und Keyboarderin und Harmoniesängerin Jelena Von Eisenhart-Rohe auf Deutsch singen – und das so effektiv, dass das überhaupt nicht auffällt. Ebenfalls in den 80ern gab es im Rahmen der Neuen Deutschen Welle ein Projekt namens 1. Futurologischer Kongress, das mit dem zweiten Album „Wer spricht?“ von 1983 musikalisch ganz ähnliches versuchte, wie das, was die Kerzen nun (freilich mit dem Wissen der dazwischenliegenden 40 Jahre) eigentlich wesentlich gelungener in Reinkultur präsentieren. Und: Das ist dann alles schon wieder so „retro“, dass es sich schlicht und ergreifend brandneu anhört (und für viele ja sicherlich auch ist).
„Pferde & Flammen“ von Die Kerzen erscheint auf Staatsakt/Bertus.
