Maurice Summen ist „Macher“ bei seinem Staatsakt-Label und Sänger/Songwriter bei der Kultband Die Türen. Beides ließ er für sein Solo-Lockdown-Album aber mal außer Acht, sondern setzte dafür ganz auf das Prinzip Auftragsarbeit. In Summens Handy hatten sich im Laufe der Zeit ein Haufen ins Mikro gesprochener Gedankenschnipsel gefunden. Sicher nichts, aus dem man ordentliche Songs oder ganze Songs basteln könnte – aber auch zu Schade für die Tonne. Aus diesen suchte er sich Dadaistische Erkenntnisse wie „Alte Fotos, alte Fotos, alte Fotos – junge Menschen haben keine“ oder „You Find My Link Is In My Bio – You Find My Bio In My Link“ heraus, reicherte diese mit ein Paar „oohs“ und „aahs“ an und verschickte dann diese Soundbits an ihm bis zu diesem Zeitpunkt unbekannte Musikfrickler und bat diese, jeweils einen Musiktrack um diese Fragmente herum zu basteln, die er dann in Form brachte, ergänzte und sortierte.
Das Ergebnis ist eine immens kurzweilige, international aufgestellte Pop-Scheibe, die sich stilistisch ebensowenig charakterisieren und eingrenzen lässt wie lokal – denn Summen bestellte seine Musik in Deutschland, Russland, Kenia, Bangladesch, Kanada, Südafrika und Jamaika und brachte das dann frech unter eigenem Namen raus. Das funktioniert nicht nur – sondern stellt auch noch das ganze Urheberrechts-Musikbusiness-Modell in Frage. Auf solch eine Idee muss man auch erst mal kommen.
„PayPalPop“ von Maurice Summen erscheint auf Staatsakt/Bertus.