Nicht dass es eine große musikalische Rolle spielte – aber Scarlet Dorn wuchs in Sibirien auf. Das ist aber deswegen von Interesse, weil Scarlets Debütalbum von den Hamburger Produzenten Chris Harm und Benjamin Lawrenz von der Düster-Rock-Band Lord Of The Lost betreut wurde. Diese hatten via Facebook bei den Fans nach musikalischen Liebesbekundungen für ihre Band gefragt und dort hatte sich auch Scarlet Dorn beteiligt – die auf andere Weise wohl schwerlich den Weg ins Business gefunden hätte. Eine gemeinsame musikalische Vorliebe war dadurch schon mal gefunden. Zum Glück – und obwohl in Scarlets band heutzutage auch Lord Of The Lost-Musiker gehören – entschlossen sich die Herren und Scarlet aber nicht dazu, einfach eine LOTL-Kopie mit Frontfrau aufzulegen, sondern legten die mächtig pulsierenden, hymnischen Artpop-Songs von vorneherein auf einer versöhnlichere, zugängliche – und eben poppigere – Weise an, verzichteten auf Doom- und Metal-Elemente und arbeiteten stattdessen mit elektronischen Sounds und Effekten. Das liegt auch daran, dass Scarlet als Musikerin nicht eben mit Rock-Potential, sondern mit einer klassischen Ausbildung aufzuwarten hat, die sie (nach dem Umzug nach Heilbronn) bis hin zu „Jugend musiziert“ und diversen Opern- und Musicalaufführungen führte. Dass ihre eigene Musik dabei eine theatralisch/dramatische Note hat, ist dann nicht mehr besonders überraschend – es passt aber zu den mit großer Geste angelegten Songs, die auf diese Weise glaubhaft ihre Wirkung entfalten können ohne in die Parodie abzurutschen.
„Lack Of Light“ von Scarlet Dorn erscheint auf Oblivion/SPV.