Ist das nun der neue Stoizismus? Nun ja: Auf dem dritten Album von Liza Anne aus Georgia geht es ja auch um „eine furchtlose Auseinandersetzung mit der eigenen Psyche und den Dämonen, die darin leben“ – wie es in der aktuellen Bio heißt. Da kann man ja schon mal die Übersicht verlieren und zu dem Schluss kommen, dass es einem gut geht, während man stirbt. Musikalisch wird die Sache dabei weit weniger desolat, als der Titel des Albums vermuten ließe. Für Liza ist dieses Album auch ein Stück musikalischer Emanzipation – denn ihre Laufbahn begann sie 2015 mit einer klassischen Folkpop-Basis. Damit ist jetzt weitestgehend Schluss, denn auf „Fine But Dying“ gibt es eine Art von aufrechtem, druckvollen New Wave-Pop, der in der rockigen Variante sogar mit Grunge-Sounds daherkommt, was frischen Wind in die Sache bringt (auch wenn das Songwriting nicht in jeder Beziehung der Stil-Umkrempelung folgen kann). Inhaltlich setzt sich Liza Anne dabei mit den Widersprüchen einer Realität auseinander, in der auch eine Depression als konstruktiver Bestandteil des Lebens akzeptiert werden muss. Das ist für den Zuhörer sicherlich unterhaltsamer als die Protagonistin selbst – sorgt aber für den notwendigen Nachdruck und die Glaubwürdigkeit.
„Fine But Dying“ von Liza Anne erscheint auf Arts & Crafts/Universal/Caroline.