Vor ein paar Jahren. Auf meiner Hochzeit. Der DJ durfte spielen, was er wollte. Einzige Regel: Nichts von Boney M und Nichts von ABBA. Weil Boney M und ABBA scheiße sind. Fakt. Meiner. Jetzt höre ich das neue Album von Benny Andersson und aus Furcht wird Erleichterung. Denn: Puh, zum Glück klingt das nicht nach ABBA. Obwohl der gute Mann hier auch Songs seiner früheren Band spielt. Nur eben nicht wie damals.
„Piano“, der Name sagt alles. Der alte Mann und das Klavier. Satte 21 Lieder spielt Andersson auf seinem Piano. Und nur da, ohne Drumherum, ohne Unterstützung, Gesang, störender Instrumente. Er spielt Lieder von seinen Solo-Geschichten wie „Tröstevisa“ und „Stockholm By Night“, Lieder aus seinen Musicval „Chess“ und „Kristina från Duvemåla“ (zum Beispiel „Someone Else’s Story“, „Aldrig“ und „I Gott Bevar“) – und er spielt ABBA-Stücke. „Thank You For The Music“ zum Beispiel oder „The Day Before You Came“ und „Let The Music Speak“. Und das alles? Kann man sich gern mal anhören. Weil das in dieser Fassung schon ganz schön anhört. Klassisch eben, häufig ziemlich düster, geradezu dunkel, erhaben, melancholisch. Und dann wieder, „Målarskolan“ zum Beispiel, ein Solo-Song, kommt dagegen fröhlich, fast schon albern. Und passt doch rein, wie hier vieles passt. Doch nichts passt so gut, dass dieses Album uein wahnsinnig wichtiges oder sensationell anderes Album wird. „Piano“ ist schön, zum Hören, zum Denken, zum Nachdenken. Und nebenbei hören geht auch. Es sei denn, man liebt ABBA. Aber dann ist einem eh nicht mehr zu helfen…
„Piano“ von Benny Andersson erscheint auf Deutsche Grammophon/Universal.