Es gibt ja viele Gründe, warum man einen Tonträger wiederveröffentlichen könnte. Allerdings ist es eher ungewöhnlich, dieses in einer alternativen Form zu tun. Gillian Welch und Dave Rawlings entschieden sich nun dazu, Gillians Durchbruch-CD von 1996, „Revival“, neu aufzulegen. Und zwar in Form von Alternate-Takes, Outtakes, Demos und einer Radio-Live-Aufnahme. Das ist für Hardcore-Fans sicherlich durchaus von Interesse – etwa um so die Entstehungsgeschichte des Albums nachempfinden zu können. Nun ist das aber so, dass sich Gillian Welch betont zeitlose Musik auf die Fahnen geschrieben hat. Das bedeutet logischerweise, dass Songs wie ihre nicht altern. Das wiederum bedeutet, dass das Material heutzutage genauso wirkt, wie es das vor 20 Jahren auch getan hat. Eine besondere Erkenntnis lässt sich also aus dieser Zusammenstellung nicht unbedingt gewinnen – auch wenn immerhin acht bislang nicht veröffentlichte Tracks aus den Sessions zu „Revival“ dabei sind. Hinzu kommt, dass die Scheibe in technischer Hinsicht eher überschaubare Qualitäten hat. Die meisten der alternativen Tracks sind in Mono, einige rauschen, andere haben Tonaussetzer – wie das eben bei Sachen aus dem Archiv manchmal so ist. Sehr viel interessanter wäre es also gewesen, etwa die Songs neu einzuspielen, um zu schauen, ob sich die Perspektive auf das Material irgendwie verändert hat und wie sich die seither verflossene Zeit musikalisch äußert. Letztlich hat diese Veröffentlichung – mal unabhängig von der eigentlichen Qualität der Songs an sich – nur einen eingeschränkten Gebrauchswert.
„Boots No. 1: The Official Revival Bootleg“ von Gillian Welch erscheint auf Acony/H’art.
