Mal wieder so ein Album, das man sich gut anhören kann. Aber das man überhaupt nicht braucht. Weil es von Anfang bis Ende Durschnitt ist und nur manchmal gehobener. Und weil es die Art von Popmusik ist, die den Ruf von Popmusik ein bisschen kaputt gemacht hat.
Bisschen. Gutes Stichwort. Das ganze Album wirkt so ein bisschen lieblos. Unbesonders und maximal solide. Das geht schon beim Cover los. Bisschen böse, bisschen nackt, bisschen schlicht – aber nichts richtig. Dazu singt Jessie J – die unbestritten über eine saugute Stimme verfügt – leider häufig ohne die ganz große Leidenschaft auf Lieder, die jetzt alle so ganz nett sind. Manchmal mit ein bisschen akustischer Gitarre, gerne soulpoppig und hier und da auch mit ein bisschen Gospel angereichert. Geht alles klar, reißt einen aber eben nicht vom Hocker. Weil der Mut fehlt, mal richtig auf die Kacke zu hauen. Und weil die letzte große Idee fehlt, mit der man mal aus der Reihe fällt und mit der man aus der Ballade „I Miss Her“ vielleicht eine Monsterballade gemacht hätte oder aus dem Retro-Popper „Daydreamin’“ einen großartigen Tag. Haben sie aber nicht, Jessie J wird weder die nächste Alicia Keys (auch wenn sie es zum Beispiel mit „Gold“ versucht) noch die neue Pink oder Rihanna. Sondern eine von vielen.
„Alive“ von Jessie J erscheint auf Universal.