Zugegebenermaßen hat Catherine Irwin das Genre, in dem sie seither brilliert, mit begründet. Als sie 1989 zusammen mit ihrer Kollegin Janet Bean (von 11th Dream Day) das Projekt Freakwater ins Leben rief, waren Begriffe wie „Alt-Country“, „Americana“ oder „No Depression“ noch erklärungsbedürftig und neu. Heutzutage ist das eine etablierte Flächenbewegung geworden. Allerdings hat sich Catherine seit jenen Tagen programmatisch nicht einen Millimeter bewegt. Weder stilistisch, noch inhaltlich. Stattdessen verfeinert sie ihre Kunst von Veröffentlichung zu Veröffentlichung. Dagegen ist nichts zu sagen – es sollte aber bedacht werden, wenn man sich einem Irwin-Werk wie dieser zweiten Solo-CD nähert, denn etwas Neues darf man von Catherine Irwin schlicht nicht erwarten. So sind es auch die Details dieses von Catherines Kollegin Tara Jane O’Neil produzierten Albums, die den Reiz ausmachen. Und sozusagen nur diese: Denn Catherine und Tara Jane gelingt es, das Werk trotz einer Vielzahl von Gastbeiträgen (darunter Mitglieder von Tara Janes Band Ida und Will Oldham als Duettpartner auf zwei Tracks) eher asketisch zu halten. Der ursprüngliche Folk-Charme des Vortrages und die Atmosphäre der leidenden Protagonistin (die sozusagen in der Tradition ihrer Vorbilder die Desolation als Thema ihrer Songs auserkoren hat und mit den Besten um die Wette leiden kann, wenn es drauf ankommt) sollte erhalten bleiben. Das Ergebnis ist also genau das, was Kenner des Irwin’schen Tuns auch erwarten: Das feinsinnig ausformulierte Werk einer kompromisslosen Traditionalistin, das in Sachen Format und Atmosphäre in einer Reihe mit den Arbeiten der legendären Altvorderen steht (zugegebenermaßen aber besser klingt).
„Little Heater“ von Catherine Irwin erscheint auf Thrill Jockey/Rough Trade.
