In den 70ern kam in England niemand an Gilbert O’Sullivan vorbei. Einfach deswegen, weil es damals noch nicht so viele Songwriter in dieser Art gab (ja der Begriff noch nicht ein Mal existierte) und weil Giberts Alben ab 1971 jahrelang in den Charts herumlungerten. Zu den Hochzeiten Sullivans wurden dessen Hits – allen voran „Get Down“ und „Alone Again (Naturally)“ – mit einer Penetranz im Radio gespielt, die das heute übliche Powerplay um Jahrzehnte vorweg nahm. Das hatte natürlich seinen Grund: Mit seinem unverfänglichen Stil, den moderaten musikalischen Modernismen („Get Down“ machte das E-Piano salonfähig) und dem Gespür für eingängige Pop-Melodien gelang es dem Mann, der sich (nicht ganz ohne Hintersinn) nach den bekanntesten britischen Operetten-Komponisten ihrer Zeit benannte, die Massen und mit „Alone Again“ die Amis für sich zu begeistern und andere Schmusepopper auf die Plätze zu verweisen. Dass O’Sullivan bis heute aktiv ist und erst in diesem Jahr eine neue CD veröffentlichte, ist angesichts dieser vom Meister selbst zusammengestellten Best-Of-Sammlung, die neben allen Hits auch Live-Tracks und persönliche Alben-Favoriten enthält, eher von nachgeordnetem Interesse. Es bietet diese Kompilation freilich den Nachgeborenen die Gelegenheit, einen der großen seiner Zunft zu entdecken.
„A Singer And His Songs“ von Gilbert O’Sullivan erscheint auf Union Square/Soulfood.
