Anna Calvi ist die neue Hoffnung der Indie-Queen-Szene. Gesegnet mit einer Stimme, die (im Sinne etwa von Cat Power) genau ins Setting passt und einer Attitüde, die in ihrem stilistischen Anspruch und Unberechenbarkeit durchaus an die große PJ Harvey erinnert (ein Eindruck, der noch dadurch verstärkt wird, als dass Harvey-Kollaborateur-Rob Ellis das Album produzierte), macht sich Anna Calvi daran, das Genre für sich abzustecken. Brian Eno, seines Zeichens Bewunderer und Mentor beschreibt Anna Calvi als romantisch und leidenschaftlich. Hört man sich allerdings ihr Oeuvre an – zwischen zerbrechlich / melodiös / atmosphärisch und schroff / spröde / durchkonzeptioniert – so kommen zumindest noch eine Portion Kalkül und Realitätssinn hinzu. Hinzu kommt, dass – obwohl sie sich auf gewohntem Terrain bewegt – Annas Stücke oft nach Gesichtspunkten klassischer impressionistischer Kompositionen aufgebaut sind und sich somit dann doch vom Songformat entfernen. Andererseits gibt es auch geradezu hymnische Momente und Melodien. Es wird jedoch nichts gemischt – etwa um es zugänglicher zu machen -, sondern vielmehr werden die Extreme brutal nebeneinander gestellt. Das ist deswegen alles andere als eine einfache Scheibe geworden. Aber: Von Anna Calvi werden wir mit Sicherheit noch so einiges hören.
„Anna Calvi“ von Anna Calvi erscheint auf Domino Records/GoodToGo.