Der kürzlich verstorbene Tony Wilson hätte an dieser Scheibe seinen Spaß gehabt: Da hält nämlich jemand auf charmante, intelligente und zeitgemäße Weise die Tugenden des Factory-Sounds hoch. Mother And The Addicts aus Glasgow haben alles drauf, was den Charme des 80er Jahre-Sounds ausmachte: Polternde Drums, schnarrende Gitarren, Fake Funk, flirrende Synthies, ganze Passagen, die aufgrund Sam Smiths stoischer Art zu singen klingen, als gäbe Mark E. Smith bei Joy Division und am Ende sogar ravemäßige Dance-Floor-Einschübe. Doch das ist nicht alles: M&TA sind keineswegs angetreten, um zu kopieren: Sie mögen offensichtlich bloß diese Art von Ästhetik. Daneben wissen sie, dass man in dieser Umgebung auch rocken kann – zum Beispiel in der schroffen Art, wie das ihre Labelkollegen Sons & Daughters auch tun – und dass gute Songs keineswegs keine überflüssige Tugend darstellen. „Science Fiction Illustrated“ ist dabei eine vor Energie geradezu berstende, überraschend selbstbewusste und für ein zweites Album geradezu ausgereifte, moderne Indie-Scheibe geworden. Besser kann man so etwas kaum machen. Mit dem Chemikal Underground Label ist also nach wie vor zu rechnen!
„Science Fiction Illustrated“ von Mother And The Addicts erscheint auf Chemikal Underground/Rough Trade.