Schon das sechste Soloalbum des Journey-Gitarristen, der mit 15 bei Santana anheuerte, der (wie sein großes Vorbild Jeff Beck) mit Jan Hammer gearbeitet hat und dessen zahlreiche Projekte u.a. Bad English, Hardline, aber auch ganz aktuell Soul Sirkus umfassen. Auf „I On U“ visiert der Meister weit weniger den Mainstream (oder gar AOR) an, sondern zeigt, was gitarristisch so geht, wenn man alles schon gemacht hat und eigentlich niemandem mehr etwas beweisen muss. Und da geht Einiges: Gemeinsam mit dem russischen Keyboarder Igor Len (der u.a. Soundtracks für A. Tarkovsky and N. Michalkov geschrieben, mit den russischen Millionseller Dynamic, aber auch mit Schon bereits für Solo-Output „Electric World“ kooperiert hat) wurde ein unaufgeregtes Gitarreninstrumentalalbum geschrieben und eingespielt, das kompetent seine Einflüsse ebenso wie seinen charakteristischen, angenehmen Ton transportiert.
Für das Rhythmusfundament von federleicht swingenden Tracks wie „Timeless Motion“ sorgt der u.a. von Stings Band bekannte Wundertrommler Omar Hakim. Nur bei zwei Stücken (ausgerechnet der Beck-artigen Ballade „Moon Dust“ und dem folkig geprägten „Highland“) vertraute man auf die Dienste eines Drumcomputers. Dennoch ist das, was an „I On U“ am Unangenehmsten aufstößt, Lens Einfluss, der wohl für nervigen Sequenzer-Loops, Sample-Einspielungen und etwas an Kaufhausmusik erinnernde Keyboardsounds verantwortlich zu machen ist – schade.
„I On U“ von Neal Schon erscheint auf Favored Nations/Rough Trade.