Michael Pinnella ist bei Symphony X zuständig für die symphonisch hoch zehn dargebrachten Bombastbreitseiten auf Tastendruck. Der Keyboarder hat sich, wie er sagt, für sein Soloprojekt bewusst dagegen entschieden, sich der image- und dadurch absatzfördernden Hilfe seiner Bandmitglieder oder anderer berühmter Gäste zu versichern und das ganze Album folglich selbst eingefrickelt. Auch sämtliche Kompositionen stammen (außer der Scriabin-Etüde „op. 42 No. 5“) aus der Eigenfeder des studierten Musikers.
Dabei ist überwiegend romantisch (und seltener: barock) orientierte Instrumentalmusik auf Synthesizern und Flügelsamples herausgekommen, die nur in den „Bläser“-Sätzen vom nicht mit Creams Kultstück verwandten oder verschwägerten „White Room“ überhaupt jemals an Genialität und Klangfarben von Pinnellas Stammband erinnern – beredtes Zeugnis dafür, dass bei den Symphonikern Gitarrist und Mastermind Michael Romeo auch die „klassischen“ Parts schreibt, arrangiert und vorproduziert. Was bleibt also für dieses Soloalbum? Gefällige, aber oft etwas beliebige, vorhersagbare Neoklassik, die immer dann am ehesten überzeugt, wenn sie (wie beim „Piano Concerto #1, mvt.1“) an Jon Lords Orchesterwerke erinnert. In vielen anderen Passagen überwiegen leider cyclamatsüßer Synthie-Einheitsbrei und Drums aus der Dose, die vor allem das ansonsten spannende „Live For The Day“ verhunzen: Sacharin X statt Symphony X.
„Enter By The Twelfth Gate“ von Michael Pinnella erscheint auf InsideOut/SPV.