Damals, der Electroclash-Euphorie weit voraus, schien man tunlichst alles vermeiden zu wollen was auch nur im Entferntesten nach der Kehrtwende von deutschsprachigem Harmonie-Pop roch. Keine gute Zeit für Florian Zwietning und Gerald Mandl, die 2001 als Mediengruppe Telekommander den Trends zum Trotz ihren stilsicheren HipHop in Electronica und Gitarren-Sample verpacken und deutschsprachige Tracks raushauen, mit denen weder Schönwetter-Radio noch leidige Nationaldebatten zu machen sind. Jetzt, in der Blüte der Electroclash-Ära, ist Schluss mit der Underground-Fanbase: Nach zwei kleinen Veröffentlichungen auf dem Hamburger Enduro-Label schmeißt nun plötzlich der Major Mute das Debüt-Album der Mediengruppe Telekommander auf den Markt. Für das deutsch-österreichische Konglomerat eine – zu Recht verdiente – Riesenchance, „Die ganze Kraft einer Kultur“ nun auch unter den üblichen Dancefloor-Verdächtigen zu verbreiten. Dabei haben gleich eine Hand voll der insgesamt zehn Songs das Zeug zum Tanzhit. Da wäre der Wegbereiter „Kommanda“ mit seinen Choral-Parolen, der Opener „Trend“ mit seinem Revoluzzer-Diss oder auch die Synthie-Single „Bis zum Erbrechen Schreien“, die sich dem Pop verwehrt. Ganz leger im schrägen Las Vegas-Outfit, ohne Style und Attitüde, dafür mit Ironie und Cleverness. Also Vorsicht, die Mediengruppe Telekommander klagt tüchtig an, mit der ganzen Kraft einer Kultur, und das auf höchstem Niveau.
„Die ganze Kraft einer Kultur“ von Mediengruppe Telekommander erscheint auf Mute/EMI.