Wem der Bandname erstmal so rein gar nichts sagen will: George Lynch war der enorm talentierte, im Umgang aber offensichtlich nicht allzu Don-kompatible Ausnahmegitarrist von Dokken, der nach dem Zerwürfnis mit Bandboss Don Dokken eher glücklos mit Lynch Mob auf Selbstjustiz aus war (u.a. als Support der ’91er Tour von Queensryche). Jeff Pilson war zur Zeit von Dokkens stärksten Platten für Bass und Backing Vocals verantwortlich. Keine schlechte Voraussetzung, um es jetzt einmal gemeinsam zu probieren, müssen sich die beiden Haudegen gedacht haben. Geht die Rechnung auf? Teile von „Wicked Underground“ klingen tatsächlich wie eine rauere, weniger durchproduzierte Version der Truppe, die sie ursprünglich zusammengeführt hatte. Aber eben auch weniger perfekt – obwohl es Pilson etwa auf „Beast In The Box“ oder dem besonders gelungenen „Awaken“ gelingt, sich dem Dokkenschen Vokalstil anzunähern, fehlt ihm halt simpel der Schmelz, mit dem der Don selbst noch so dünne Liedchen (man denke an sein schreckliches Soloalbum) zu versüßen versteht. Also: Auch wenn Lynch grandios spielt und auch Pilson alles gibt, wird „Wicked Underground“ voraussichtlich vielen Dokken-Fans wie ein weiterer Abzockversuch und den anderen wohl relativ unbedeutend vorkommen.
„Wicked Underground“ von Lynch/Pilson erscheint auf Spitfire/edel.